Aristotelische Studien.
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dargelegt, den auf dem gesammten, einer quantitativen Bestim
mung zugänglichen Gebiete des Handelns dies richtige Mittelmass
gegenüber den beiden Extremen des Zuviel und Zuwenig habe,
S. 1106 a 26—6 7 begründet er das wesentliche Merkmal derTugend
durch fulgendeu Satz:
d 8fi näaa. iniozr>p.Y) ovzto zö epyov ev intzeXel, npög rd pugov
ßXenovGa xai dg zovzo dyovGa zd epya. (o.S'sv eiüStaGiv kniXeyeiv zeig
e ü eyovGiv epyoig ozi övz’ dpsXe.lv eaziv ovze npoG^elvai, cbg zrjg pev
vnepßoXfjg xai zfig dXXetyeoog tpSeipobarig zö ev, zvjg de peGÖzrizog
Gw^ovarjg'), o! 8’ dyaSoi zeyylzai, dg Xeyopisv, npög zovzo ßXenovzeg
ipyd^ovzcu, f) 8’ dpezf] naarig zeyyog dxpißearepa xai ap.et'vcov teziv
danep xai vj pvaig, zov peaov av eiv) GzoyjaGzix.fi.
Die Interpunction ist so gegeben, wie sie sich in der Bekker-
schen Ausgabe und mit unerheblichen Unterschieden in den übrigen
findet, nur ist, wie es auch im weiteren Verlaufe dieser Abhandlung
geschehen soll, die Übersicht der Satzgliederung dadurch erleich
tert, dass die Hauptglieder des Vordersatzes durch einen leeren
Baum, der Vordersatz vom Nachsätze durch einen etwas grösseren
leeren Raum im Drucke getrennt ist. Der Vordersatz nämlich hat
zwei, nicht drei Hauptglieder. Das erste Glied besagt, dass jede
Kunst sich das rechte Mittelmass zur Aufgabe stellt, und spricht
diesen Gedanken in zweifacher Form aus, indem dieses Streben
nach dem Mittelmasse einmal der Kunst, näaa emazfipn ovzoi zö
epyov ev intzeXel, dann, nach der parenthetischen Erläuterung, den
Künstlern zugeschrieben wird, oi ayaSoi zeyvlzai npdg zovzo ßXe-
novzsg ipyä^ovzou; der für diese Auffassung vorausgesetzte syno->
nyme Gebrauch von intGzfpri und zeyvri ist eine bei Aristoteles
feststehende bekannte Thatsache (vergl. meine Bemerkung über
nornzixai em.Gzfip.ca zu Met. .3-2. 1046 b 3, und dem entsprechend
die häufige Verbindung von zeyvai xai emazrjpai, z. B. Pol. y 12.
1282614, 61.1288610,v 13.1331 637). Das zweiteGlied schreibt
der Tugend einen höheren Grad von Genauigkeit und Vollendung
zu, als die Künste ihn haben. Daraus ergibt sich dann die beab
sichtigte Folgerung. „Wenn schon eine jede Kunst das richtige
Mittelmass sich zur Aufgabe bei Gestaltung ihrer Werke setzt, die
Tugend aber jede Kunst an Genauigkeit und Vollkommenheit über
trifft, so ergibt sich, dass gewiss auch die Tugend nach dem richti
gen Mittelmasse strebt“. Die Worte danep xai v pvotg habe ich mit
Sit/.b. d. phi 1 .-hist. CI. XLI. ßd. II. Hft. 2ä