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Gedankeninhalt sicher und genau zu reproduciren, und hat bei dieser
Aufgabe der sachlichen Schwierigkeiten so viele zu beseitigen, dass
die sprachliche Form weniger, als bei anderen Schriftstellern, der
Aufmerksamkeit gewürdigt ist; und bei der Fremdartigkeit des Ein
druckes, welchen die sprachliche Form der Aristotelischen Schriften
im Vergleiche zu den ihm vorausgegangenen Prosaikern macht, ist
es begreiflich, dass man, wie die Interpunclion der sorgfältig
sten Ausgaben beweist, in der Satzfügung des Aristoteles manches
für möglich hält und nicht einmal einer Bemerkung bedürftig
erachtet, was bei jedem andern Prosaiker als unzulässig erscheinen
würde. Mögen nun auch diese Umstände den gegenwärtigen Zustand
der Unsicherheit über Aristotelische Satzfügung erklären, so ist doch
gewiss, dass dieselbe mit fortschreitender Strenge und Genauigkeit
der Erklärung entfernt werden muss; die grammatischen Fragen
über die Satzfügung, die in gar manchen Fällen als für den Gedan
keninhalt gleichgiltig mögen gering geschätzt werden, sind doch in
ihrem gesammten Umfange ein wesentliches Moment für wirkliches
Verständniss und für Kritik des Textes, und gewinnen selbst in
manchen einzelnen Fällen unmittelbare Bedeutung für das Verständ
niss oder das Verkennen der Aristotelischen Gedanken. Trendelen
burg hat in seiner wichtigen ersten Abhandlung über rd ri rjv elvou
Rhein. Mus. II. 1828, S. 466 an ein paar schwierigen Stellen durch
Aufhellung der Satzfügung und durch eine ihr entsprechende Inter-
punction das Verständniss derselben unbestreitbar hergestellt. Krische
hat (Jen. Lit. Zeit. 1835, Nr. 230) an einigen Stellen der Nikomachi-
sehen Ethik Reihen von Sätzchen, die in den bisherigen Aus
gaben durch die Interpunclion zerrissen und zerstückelt waren, in
ihrer Zusammengehörigkeit zu dem Ganzen einer einheitlichen,
umfangreicheren Periode nachgewiesen. In meinen kritischen Ver
suchen zur Metaphysik und zu den pseudo-aristotelischen Ethiken
(Observ. crit. ad Ar. Met. p. 8 — 39. Obs. crit. ad Ar. Mor. M. etc.
p. 12—15) habe ich auf Herstellung des Verständnisses durch rich
tige Interpunetion und namentlich auf den Zusammenhang längerer,
in ihrer Zusammengehörigkeit zu demselben Ganzen bisher ver
kannter Sätze Aufmerksamkeit gewendet. An manchen der von mir
berichtigend behandelten einzelnen Stellen ist in später erschie
nenen Revisionen des Textes (in Bekker's nachher erschienenen
Octavausgaben der Ethik, in Frizsche’s Endemischer Ethik, in der