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E. Brücke
lassen, erstens weil ich, wie dies aus einer Vergleichung meiner
Grundzüge mit dem Kadmus ersichtlich sein wird, mit dem ehrwür
digen Verfasser nicht in allen Punkten einverstanden hin, und zwei
tens, weil ich sicher weiss, dass sich die Linguisten nicht mit dem
Zeichensystem, welches ihnen der Kadmus bietet, begnügen werden.
Es reicht in der That nicht hin, um Unterschiede zu bezeichnen, die
sie nicht aufgeben können, weil sie von den sprechenden Völkern
selbst aufs Strengste gewahrt werden.
Man wird vielleicht fragen, warum ich nicht die weiteren Erfolge
des im Jahre 1855 von Lepsius aufgestellten Systems abwarte,
von dem, wie verlautet, der berühmte Gelehrte eine neue verbes
serte Auflage ausarbeitet. Die Antwort darauf ist einfach: Das System
von Lepsius dient anderen Zwecken als das meine, und wenn es für
diejenigen Zwecke angewendet wird, für welche ich arbeite, so stif
tet es mehr Schaden als Nutzen. Das System von Lepsius ist kein
solches, mit dem man die Aussprache bezeichnen kann, es ist über
haupt keine phonetische Schreibeweise, sondern nur ein System der
Schriftvertauschung.
Es mag dies hier nur an einem Beispiele erörtert werden.
Das Persische ist eine Sprache, welche der phonetischen Trans
scription im Verhältniss zu mancher anderen nur geringe Schwie
rigkeiten entgegensetzt, und doch werden wenige Bemerkungen
zeigen, welche Entstellungen es erleiden würde, wenn man es nach
dem System von Lepsius transscribiren und dann so lesen wollte,
dass man jedem Zeichen den Lautwerth gibt, welchen Lepsius ihm
zuschreibt *)• Lepsius gibt zunächst den Zeichen, welche er für
u und A substituirt, den Laut von hartem (tonlosen) und weichem
(tönenden) th der Engländer. Hierdurch führt er Laute ein, die
dem persischen Munde so fremd sind , wie dem deutschen oder
französischen, und die, wo sie aus ihm hervorgehen, mühsam ange
lernt wurden in dem Bestreben einem fremden Idiom, dem arabischen,
*) Wenn ich es wage, hier etwas über die Orthoepie des Persischen zu sagen, so mag
man mir dies desshalh verzeihen, weil auf einem so beschränkten Gebiete die Treir-
üchkeit des Lehrers wohl den Mangel an Erudition beim Schüler aufwiegen kann. In
der That habe ich aus der besten Quelle geschöpft, indem Herr Dr. Polak , der
langjährige Leibarzt des Schah von Persien, die aufopfernde Freundlichkeit hatte
sich durch eine Reihe von Stunden mit mir zu beschäftigen.