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Über eine neue Methode der phonetischen Transscription.
Von dem w. M. Prof. Ernst Brücke.
(Mit einer Beilage.)
(Vorgelegt in der Sitzung vom 7. Jänner 1862.)
Als ich im Jahre 18S6 meine Grundzüge der Physiologie und
Systematik der Sprachlaute veröffentlichte, entwarf ich am Schlüsse
derselben einen Plan für eine neue Methode der phonetischen Trans
scription, für ein sogenanntes allgemeines Alphabet, ohne jedoch die
praktischen Versuche, welche ich bis dahin auf diesem Gebiete und
nach dem entworfenen Plane angestellt hatte, vor die Öffentlichkeit
zu bringen. Ich war selbst zu sehr von der Unvollkommenheit der
selben überzeugt.
Ich habe es seitdem nicht an Anstrengungen fehlen lassen, der
selben abzuhelfen, und glaube jetzt so weit gelangt zu sein, dass ich
meinen Versuch dem Urtheil der Sachkundigen unterwerfen darf.
Ich würde dies vielleicht noch nicht thun, wenn ich nicht die lin
guistischen Studien einen solchen Verlauf nehmen sähe, dass das
Bedürfniss eines befriedigenden Zeichensystems, mit welchem man
Laut bei Laut transscribiren kann, immer fühlbarer wird. Das ent- .
wickeltste System dieser Art, das von Ellis, hat bei den Linguisten
keine Aufnahme gefunden, wahrscheinlich wegen der Regellosigkeit
seines Zeichensystems, durch das einerseits das Lernen erschwert wird,
andererseits wesentliche Vortheile der Transscription verloren gehen.
In neuester Zeit ist nach einem bereits durch viele Jahre gehegten
Manuscripte ein Werk erschienen, welches dieselben Zwecke wie
ich und nach ähnlichen Grundsätzen verfolgt. Es ist dies der Ivadmus
von F. H. du Bois-Reymond (Berlin 1862), aber ich habe mich
durch ihn nicht von der Veröffentlichung meiner Arbeit abhalten
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XU. Bd. It. Hft. 13
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