Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 38. Band, (Jahrgang 1861)

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II ö f I er 
Zuerst so viel, dass das von inir gewonnene chronologische 
Resultat durch die Angabe der Blüthezeit des Erfurter Dichters auf 
das Genaueste bestätigt wird. 
In der Angabe seihst erscheint aber ein Widerspruch. Heisst 
die obige Stelle, dass der Titel des Gedichtes occultus hiess, so 
begreift man nicht, was der nachfolgende Titel eines Gedichtes, 
welches so anfangt, wie das unsrige: carminis auditor lec (torve), 
mit dem zuerstgenannten zu thun habe. Wenn das Gedicht: carminis 
auditor zum Titel hatte: de cavendo malo, so konnte es nicht den 
Titel occultus führen. Mit dem Titel de cavendo malo hat nun unser 
historisches Gedicht nichts zu schaffen. Sein Inhalt weist auf etwas 
ganz Anderes hin und ist namentlich im ersten Theile die Lebens 
beschreibung des grossen deutschen Juristen Heinrich Grafen von 
Kirchberg. Endlich ist das Trithem bekannte Gedicht de cavendo 
malo nur Ein Buch stark, das unsere aber enthält fünf Bücher. 
Auch heisst unseres nicht occultus oder occultum, sondern carinen 
occulti autoris. Da nun Trithem gewöhnlich die Anfangsworte der 
von ihm erwähnten Werke der einzelnen Schriftsteller mittheilt, 
wie es auch hier bei Erwähnung des Gedichtes de cavendo malo 
geschah, so lässt sich die Sache kaum anders deuten, als dass 
Nicolaus von Bibera ein Gedicht über den erwähnten Gegenstand 
schrieb, welches mit demselben Anfangsverse wie das von Trithem 
nicht citirte historische Gedicht begann. Ersteres Gedicht hatte 
Trithem vor sich; letzteres nicht. Was er von occultus berichtet, 
scheint auf Hörensagen zu beruhen und eine Verwechselung mit 
unserem Gedichte zu sein, das Trithem, wie klar ist, nicht vor sich 
hatte, sonst hätte er, welcher so grosse Listen von Werken seiner 
Schriftsteller anführt, es sicher nicht übergangen. Andererseits 
dürfte die wenn gleich, so wie sie lautet, sinnlose Hinweisung auf 
occultus (autor) die sichere Spur gewähren, die zu dem Namen des 
verborgenen Dichters führt. Auf ihr fortwandelnd kommen wir zu 
Flacius Illyricus, welcher unter den Zeugen der Wahrheit 
(Calalogus testium veritatis. Argent. p. 503) auch einen Nicolaus 
von Bibrach aufführt, was Erhard in der Ersch- und Gruber'sehen 
allgemeinen Encyldopädie zu der Vermuthung verleitete, es sei die 
schwäbische Reichstadt Bibrach Vaterstadt dieses Nicolaus gewesen, 
während Trithem’s Angabe und was wir sonst von dem Leben des 
autor occultus wissen, auf Bibra (am Sauhache, Regierungsbezirk
	        
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