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II ö f I er
Zuerst so viel, dass das von inir gewonnene chronologische
Resultat durch die Angabe der Blüthezeit des Erfurter Dichters auf
das Genaueste bestätigt wird.
In der Angabe seihst erscheint aber ein Widerspruch. Heisst
die obige Stelle, dass der Titel des Gedichtes occultus hiess, so
begreift man nicht, was der nachfolgende Titel eines Gedichtes,
welches so anfangt, wie das unsrige: carminis auditor lec (torve),
mit dem zuerstgenannten zu thun habe. Wenn das Gedicht: carminis
auditor zum Titel hatte: de cavendo malo, so konnte es nicht den
Titel occultus führen. Mit dem Titel de cavendo malo hat nun unser
historisches Gedicht nichts zu schaffen. Sein Inhalt weist auf etwas
ganz Anderes hin und ist namentlich im ersten Theile die Lebens
beschreibung des grossen deutschen Juristen Heinrich Grafen von
Kirchberg. Endlich ist das Trithem bekannte Gedicht de cavendo
malo nur Ein Buch stark, das unsere aber enthält fünf Bücher.
Auch heisst unseres nicht occultus oder occultum, sondern carinen
occulti autoris. Da nun Trithem gewöhnlich die Anfangsworte der
von ihm erwähnten Werke der einzelnen Schriftsteller mittheilt,
wie es auch hier bei Erwähnung des Gedichtes de cavendo malo
geschah, so lässt sich die Sache kaum anders deuten, als dass
Nicolaus von Bibera ein Gedicht über den erwähnten Gegenstand
schrieb, welches mit demselben Anfangsverse wie das von Trithem
nicht citirte historische Gedicht begann. Ersteres Gedicht hatte
Trithem vor sich; letzteres nicht. Was er von occultus berichtet,
scheint auf Hörensagen zu beruhen und eine Verwechselung mit
unserem Gedichte zu sein, das Trithem, wie klar ist, nicht vor sich
hatte, sonst hätte er, welcher so grosse Listen von Werken seiner
Schriftsteller anführt, es sicher nicht übergangen. Andererseits
dürfte die wenn gleich, so wie sie lautet, sinnlose Hinweisung auf
occultus (autor) die sichere Spur gewähren, die zu dem Namen des
verborgenen Dichters führt. Auf ihr fortwandelnd kommen wir zu
Flacius Illyricus, welcher unter den Zeugen der Wahrheit
(Calalogus testium veritatis. Argent. p. 503) auch einen Nicolaus
von Bibrach aufführt, was Erhard in der Ersch- und Gruber'sehen
allgemeinen Encyldopädie zu der Vermuthung verleitete, es sei die
schwäbische Reichstadt Bibrach Vaterstadt dieses Nicolaus gewesen,
während Trithem’s Angabe und was wir sonst von dem Leben des
autor occultus wissen, auf Bibra (am Sauhache, Regierungsbezirk