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Dr. P fizraaier
ebenfalls doppelte Augensterne. Hiang-yü gehörte nicht zu den Nach
kommen Schün’s, hatte nichts mit dessen Geiste gemein, gleichwohl
war die Schnelligkeit, mit der er emporstieg, plötzlicher, über
raschender als bei jenem alten Kaiser. Eine Menge hochbegabter
Männer stritten damals um die Herrschaft. Hiang-yü hatte nicht das
Geringste vor ihnen voraus, stand in keinexdei Ansehen, er erhob
sich aus der Mitte der Erdhügel und Äcker, zwischen denen er ver
borgen gelebt hatte. Nach drei Jahren stand er an der Spitze von
fünf neugescliaffenen mächtigen Reichen und vernichtete Thsin. Er
vertheilte und zerriss hierauf die Welt nach Gutdünken, setzte acht
zehn Könige und zahllose Lehensfürsten ein, erwählte selbst einen
Kaiser, führte dabei über deren Länder ausschliesslich die Regierung
und nannte sich den oberherrlichen König. Thaten gleich den seinen
waren seit den ältesten Zeiten in China noch nicht vorgekommen.
Im Gegensätze zu den Oberherren der früheren Zeiten gründete
Hiang-yü seine Herrschaft nur auf Gewalt. Er achtete nicht des dem
Fürsten von Pei gegebenen Versprechens, er vertrieb und tödtete
den von ihm eingesetzten Kaiser, forderte jedoch von den ihm unter
worfenen Königen und Fürsten unbedingten Gehorsam und strafte
jeden Abfall mit grenzenloser Strenge. Ohne Rücksicht auf das
Alterthum, wollte er die Welt die er mit Gewalt der Waffen
erobert, auch mit Gewalt der Waffen regieren. Nach fünfjähriger
Herrschaft erlag er einem scheinbar unbedeutenden, von ihm oft
geschlagenen Gegner, dem Fürsten von Pei, der es vei’standen
hatte, die Fürsten der Reiche in dem unermüdlichen Kampfe den
er gegen den Gewaltherrscher führte, als Rundesgenossen zu gewin
nen. Hiang-yü, der in siebzig Schlachten Sieger gewesen, der sich
rühmen konnte noch niemals geschlagen worden zu sein, noch
niemals die Flucht ergriffen zu haben, verlor sein Reich durch den
Abfall der von ihm geschaffenen Könige und starb auf heldenmüthige
Weise. Er selbst sucht in einem seiner letzten Worte die Ursache
seines Unglücks in der Fügung des Himmels der ihn verderben wolle,
nicht in der .Führung der Waffen, worin er sich keinen Vorwurf zu
machen hat.
Sein Gegner, der Fürst von Pei, machte nach seiner Erhebung
zum Kaiser das Unglück Hiang-yü’s und sein eigenes Glück zum
Gegenstände einer Resprechung, indem er an die um ihn versam
melten Lehensfürsten die Worte richtete: Möget ihr, o gereihte