Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2. Band, (Jahrgang 1849)

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menstellung von Materialien zu einer künftigen Geschichte 
der Zeit K. Fridrichs IV.” ist, habe ich den Mangel von ge 
nügenden und cliarakterisirenden Quellen beklagt; ich bestrebte 
mich, so viel Documente als nur immer möglich herbeizuschaffen, 
ehe ich über die Verhältnisse und ihre Entwicklung mir ein 
Urtheil erlaubte, ich suspendirte nicht selten dasselbe eben 
weil ich das bisher Bekannte für ungenügend erkannte. 
Ich wurde schon von mehreren Seiten über das langsame 
Vorrücken dieser Monographie zu Rede gestellt, man glaubte 
icb hätte die Fortsetzung ganz aufgegeben. Das nun habe ich 
nicht gethan, aber ich kann mich nicht entschlossen, den 
dritten und vierten Tlieil (womit die Zeit K. Fridrichs IV. 
abgeschlossen werden soll} auszuarbeiten, so lange mir so 
viele Verhältnisse noch dunkel bleiben, ich finde mein Material 
viel zu ungenügend. — Ich hoffe, immer noch Neues zu finden 
und „Hoffnung lässt nicht zu Schanden werden”\ jeder Tag 
bringt neuen Stoff; je mehr man sucht, desto mehr findet man, 
man muss freilich auch das Suchen lernen. 
Wie sollte man nicht vorsichtig und zögernd zur Ausar 
beitung werden, wenn sich liinteunach Documente und Quellen 
finden, die der Darstellung eine andere Wendung geben, sie 
vielleicht nicht bloss modificiren sondern selbst berichtigen. 
Ich werde täglich mehr in meiner schon so oft ausgespro 
chenen Ansicht bestärkt, dass wir viel zu wenig Quellen, 
viel zu viel Geschichte haben. Es ist eben nicht schwer, 
Phrasen und Gemeinplätze aneinander zu reihen und aus zehn 
Büchern ein eilftes machen, das sich lesen lässt; ja ich be 
haupte, die österreichische Geschichte, das ist der Stoff 
derselben, sei so interessant und wichtig, dass jedes Buch 
darüber gewissermassen schon an für sich nicht ganz unbe 
deutend seyn könne. — Aber freilich die relativen Vorzüge 
sind desto abstechender. 
Wie sollte man, behaupte ich, nicht zögern abzuschliessen, 
wenn selbst Sammlungen, die mau ausgebeutet zu haben glaubt, 
Neues liefern und deutlich Zeugniss geben , dass man sich auf 
Cataloge und Repertorien nicht unbedingt verlassen soll. 
Dies diem docet, dieses Spruches Wahrheit habe ich 
erprobt. — Ich fand im geheimen Haus- und Staatsarchive vor 
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