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J. D i e m e r.
geheizent; Nü si mit vriuden geezzent hänt Kindh. Jes. 89, 27;
Er sprächet „ich bin Christus der iu lange ist gehaizen ze körnende
durch iuwers hailes willen, daz ich iu wider gesamenon sol, swä
ier in der werlte zersaigent sint“ Griesliaber s Predigten 1, 130.
Man muss daher Anstand nehmen das handschriftliche bevoihent
in bevolhen abzuändern.
254. daz ist uns offenltchen verkündet] die Hds. hat verendet.
In dieser Stelle tritt uns die Wahrscheinlichkeit, dass der Ab
schreiber hin und wieder, wo es leicht möglich war, dem Reime
nachhalf, vorzüglich entgegen. Vgl. auch zu 236. Wahrscheinlich
hiess es ursprünglich offenlichen verchundet, w'as für die dama
lige Zeit auf erblendet einen ganz gewöhnlichen Reim bildete.
Andere Beispiele des Reimes von e : u und u : e, oder i: u liefert
das Angenge. hete: gute 9, 77; 14, 34; erchenne : stunde 30, 60;
gute: hete 10, 6. 19. 26; 12, 73; tete:heimüte 14, 37; winde:
abgrunde 12, 69; enbinden : sunden 31, 37. Auch das Pfaffl. reimt
swester : laster 121; verendert : verwandelt 413. Die Litanei,
welche wie das Pfaffl. und die Gelmgde rücksichtlich des Vocalismus
im Reime sehr genau ist, enthält folgende ir willen : irvullen 234,
26; sunne: mseninne 220, 34; glasvenster : vinster (tenebrae) 220,
14. Auch wird der Gedanke durch verchundet vollkommen richtig
ausgedrückt. Der Schreiber setzte aber für den genannten in der
spätem Zeit völlig unzulässlichen Reim verendet, tvas eigentlich
vollenden, ganz und gar thun, und nur in abgeleiteter Bedeutung',
vollkommen, vollständig, ganz sagen heisst, was mit offenlichen fast
einen Pleonasmus bildet. Desshalb glaubte ich um so weniger fehl
zu gehen, wenn ich verchundet setzte, als ich auch das Verbum ver
enden in der letztgenannten Bedeutung noch in keinemWörterbuclie
recht belegt fand. Später stiessen mir jedochmehrere Stellen, durch
welche dies geschieht, auf, und ich halte es nicht für überflüssig sie
hier aufzuführen. Wirn sagen waz sei die drf genende, nü ist ez sötieff
untso fremde unt so gar grundelos, mich enwelle der ewige tröst bewi-
sen darinne, daz ich ez mit minem sinne nimmer mac verenden: wil aber
du mir helfe senden so wirt sin guot rät Ang. 4, 30; dann Diu maget
begundemurmeln, ungezonlichen (l. ungezogenlichen) zürnen, sisprah
„waz mag ich dir eine getün? — dune hast die tohter noh den sun,
din man der hat dich verlän, nü wil oh ich min sträze gän, ander
halben inin dinch wenden, ich kan ez wol verenden, waz tüstü ze