Über das Bruchstück eines althochdeutschen Gedichtes etc.
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dem Liede ursprünglich zugehörten, oder ob auch sie irgend späterer
Zusatz sind. Fast möchte ich mich letzterer Meinung zuneigen, erinnere
ich mich, dass das Buch Eigenthum König Ludwig’s des Deutschen
war, und gedenkeich dessen, was Sch m eile r in der Einleitung seiner
Ausgabe des „Muspilli“ S. 7 von dem möglichen Verhältnisse dieser
Stelle zu den gewaltigen Bruderkriegen der Karolinger bemerkt 7 ).
Ehen so wenig wage ich es, den Umfang der Strophen bestimmen zu
wollen, in welches das Lied wohl ursprünglich zerfiel 8 ). Wollte ich
auch denVersuch wagen, er hätte nur den Werth eines Einfalles dem
Jeder seine Beistimmung gewähren oder verweigern könnte, ohne
dass diesem Versuche beweisende Kraft inne läge.
7 ) Doch mag hier erinnert werden, dass auch nach den Schilderungen der Edda zu
den Merkmalen des nahenden Weltunterganges das Sprengen aller verwandtschaft
lichen Bande gehört: jene eben besprochene Stelle im Gedichte vom jüngsten
Gerichte mahnt auffallend an Völuspa Str. 41:
brcedr muno berjazok at bönum vercta,
muno systrüngar sifjum spilla etc.
Vgl. Grimm, Mythol. S. 772.
8 ) Eine Einteilung des Gedichtes in Strophen von vier Langzeilen hatW. Müller ver
sucht in Haupt's Zeitschrift für deutsches Alterthum 3, 452—457.