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SITZUNG VOM 3. FEBRUAR 1858.
Vorgelegt:
Die Fehde der Brüder Vigilius und Bernhard Gradner gegen
Herzog Siegmund von Tirol.
Von dein w. M. Ilrn. Prof. Albert Jäger.
Die Wichtigkeit der Abhandlung besteht darin, dass die Frage
nach den Ursachen des sogenannten Thurgauer Krieges, in welchem
die letzten Besitzungen des habsburgischen Hauses in derSchweiz mit
Ausnahme von Winterthur verloren gingen , ihre endgültige Lösung
erhält. Schweizerische Schriftsteller z. ß. Tschudi, Müller,
Zellweger suchen die Ursachen in verschiedenen Umständen, und
weisen nur im Vorbeigehen auch auf den Antheil der Gradner hin.
Dem Verfasser der Abhandlung stehen nicht weniger als ungefähr
200 direct oder indirect auf den Thurgauer Krieg und auf die oben
genannten zwei Brüder Bezug habende Urkunden zu Gebote, aus
denen hervorgehl, dass diese Edelleute bei der Erregung des erwähn
ten Krieges nicht eine untergeordnete, sondern die Hauptrolle spiel
ten, und als die eigentlichen Urheber desselben zu betrachten seien.
Zu diesem Zwecke schildert der Verfasser die Beziehungen welche
schon früher zwischen den Gradnern und dem Herzoge Siegmund in
Tirol stattfanden, die Verwickelungen und die Fehde welche die
selben schon in diesem Lande gegen ihren Herrn herbeiführten, und
zeigte hierauf, wie sie es waren, die nach ihrer Verbannung aus
Tirol im Lande der Eidgenossen alle aus anderen Gründen zwischen
Siegmund und der Schweiz entstandenen Zwistigkeiten ausbeuteten,
um die Eidgenossen zu jenem Kriege hinzudrängen, der dem habs
burgischen Hause die Thurgau’schen Besitzungen kostete. Es war
ein von den Gradnern heraufbeschworener Rachekrieg, was diese
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