Über die Handschriften der Scholien zur Odyssee.
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ander gingen, wie die Überlieferung schon damals eine schwankende
war; und sie gaben die Gewissheit, dass unsere kritischen Forschungen
hier nicht über die Alexandriner hinaus dürfen, noch können. Doch
auch die Alexandriner hatten richtig erkannt, dass die Annahme einer
bestimmten Grenze, über die sie in ihrer Kritik nicht dringen wollten,
nöthig sei. Was für uns nach Lehrs’s trefflicher Darlegung der
Aristarchische Text *)> das war für sie die Recension des Pisi-
stratus. Hätten sie eine solche Grenze nicht festgesetzt, so würden sie
völlig ins Blaue hinein operirt haben. Über die Berechtigung der
Pisistrateischen Anordnung wollten sie grundsätzlich gar nicht weiter
grübeln. Eine nur hieraus zu erklärende Erscheinung ist es, dass sie
auf die eigenmächtigen Änderungen des Pisistratus, von denen wir
anderwärts wissen und die sie auch kannten, gar keine Rücksicht
nehmen. Das lässt sich noch jetzt bestimmt nacliweisen, ebenso für
Aristarch wie für Zenodot. Ich erinnere nur an die Boicuvia und an
die AohLvEia*): beide Stücke werden gleich den andern Büchern für
echt homerisch gehalten und aus ihnen viele Stellen zur Erklärung
entlehnt.
Seit Lehrs sind bis zum heutigen Tage die Untersuchungen über
alexandrinische Homerkritik nach der einmal gewonnenen Methode
fortgeführt und keinen Augenblick unterbrochen worden. Doch war
es fast ausschliessend die Ilias, mit welcher die Forschung sich
beschäftigte, während die Odyssee beinahe unberücksichtigt blieb.
Der Grund dieser Erscheinung liegt nahe genug; für diese flössen ja
die Quellen weit spärlicher. Noch vor zwei Jahren waren die Butt-
mann'schen 'scholia antiqua’ die einzig brauchbare Sammlung von
Den Aristarchischen Text der Ilias und Odyssee in seiner Reinheit wieder zu gewinnen,
erkannte schon Wolf als das höchste Ziel. Da er aber dieses zu erreichen für
unmöglich hielt, glaubte er, nach einem Vulgattext trachten zu müssen und trat
so mit sich selbst und seiner Überzeugung in Widerspruch, dass er auch die Ent
scheidungen eines Aristarch, wo sie sich ermitteln Hessen, nicht für unbedingt
bindend erklärte.
2 ) Vgl. hierüber die Schrift von Holm im Programme des Lübecker Katharineums
1853. — Nach der bestimmten Überlieferung des Eustathius ist das X. Buch von
Pisistratus in die Ilias aufgenommen worden ; es linden sich in den Scholien zu
demselben nicht ein einziges Mal die Ixoöasis xax’ avopa noch xaxä ttöXsk; erwähnt.
Und dennoch vertauschte Zenodot einmal sogar ein Hemistiehion aus 0 501 mit dem
in K 45 (vgl. scholl. Ven. 1. c.). Also hielt er beide Bücher für gleich homerisch.
Belege hiefür Hessen sich noch manche beibringen.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXII. Bd. II. Hft.
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