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Schätze desselben kennen lernen. Da Boczek die Urkunden
des Kremsierer Areliives bis 1306 (dem Todesjahr des letzten
Przemisliden) sammelte, welche theils schon gedruckt sind,
tlieils im letzten Bande des Codex diplomuticus, welchen
Herr Professor Sembera herausgeben wird, noch mitgetheilt
werden sollen, so wird die historische Commission ihr Augen
merk auf die Zeit des 14., 15., 16. und 17. Jahrhunderts rich
ten , und hofft für dieselbe die bedeutendste Ausbeute zu ge
winnen. Herr Dr. Branowitzer wird nächstens ein genaues
Verzeichniss der vorhandenen Stücke einsenden, aus denen die
Commission dann die Auswahl hat; das wird wohl Stoff für
zwei bis drei Bände der Fontes liefern, denn das erzbischöf
liche Archiv ist sehr reich. — Ich bemerke bei dieser Gelegen
heit, dass nach Herrn Dr. Br ano witz er's Mittheilung das
Archiv des hochwürdigen Domcapitels zu Olmütz ebenfalls
reich an archivalischen Schätzen ist. — Da dasselbe einen
selbstständigen Körper bildet, so würde es wohl gut sein,
wenn die kaiserliche Akademie in einem eigenen Schreiben das
hochwürdige Domcapitel ersuchen würde, ihr zu seinem Ar
chive Zutritt zu gewähren. — Auch bitte ich als Berichterstat
ter die verehrliche Classe wolle die mährischen Herren Stände
in einem Schreiben ersuchen, ihr über den literarischen Nach
lass des früher erwähnten Gelehrten Boczek, welchen die
Herren Stände an sich gebracht haben, gütige Auskunft zu
geben; es befinden sich darunter höchst schätzenswerthe Ma
terialien. Boczek war einer der fleissigsten Sammler, der
den kleinsten Tlieil seiner Sammlungen veröffentlicht hat. —
Es ist zuversichtlich zu erwarten, dass in diesem Nachlasse so
Manches enthalten sei, dessen Veröffentlichung durch die kai
serliche Akademie der mährischen Geschichtsforschung sehr
erspriesslich wäre.
6. Der Archivar des Stiftes Kremsmiinster, P. Theodorich
Hagen, hat sich in einem Schreiben an mich erkundigt, auf
welchem Wege er der Commission Mittheilungen machen solle,
welche zweckdienlich seien, da sein hochwürdiger Herr Prälat
ganz bereitwillig sei, die literarischen Arbeiten derselben zu
fördern.