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Bernhard Geiger.
der Erhörung, der Zuwendung 1 ; den Hinweis verdanke ich
H. Torczyner). Mit Asa hat man schon längst die ägyptische
Göttin Ma'at verglichen, die Gemahlin des Thot, des Herrn und
Enthüllers der Wahrheit, eine Personifikation der Wahrheit
(Brugsch, Rel. u. Myth. d. a. Aeg. 477 ff.). An Abstraktionen, mit
denen die des Veda und Awesta sich vergleichen lassen, ist be
sonders reich die Religion der Griechen. Es sind Personifikationen
abstrakter Begriffe, die zum Teile auch im Kult eine große
Rolle gespielt, durch Errichtung von Tempeln und Altären ge
ehrt und vielfach bildlich dargestellt worden sind. Es sind Ver
körperungen göttlicher Eigenschaften wie Dike und Basileia
darunter, die mit Asa und XsaOra verglichen werden können.
Und das verwandtschaftliche Verhältnis, in dem diese zwei
griechischen Personifikationen zu der Gottheit stehen, deren
Eigenschaften sie verkörpern, erinnert an das des Asa, des
Vohu M., der Aramati und der Asi zu Ahura M. Uud gleich
den griechischen Personifikationen sind auch die vedischen und
awestischen Personifikationen echte Abstraktionen und nicht, wie
dies Hommel (Grundr. d. Geögr. u. Gesch. d. a. Or., 2. Aufl., 123)
von Kittu, Mlsaru, Ma‘at und anderen behauptet hat, etwa Be
zeichnungen von himmlischen Erscheinungen. Auch dort, wo
man geneigt sein könnte anzunehmen, daß sich hinter den ab
strakten Namen Himmelserscheinungen verbergen, wie bei den
Personifikationen der Zeit, des Glückes u. drgl. m., handelt es
sich in Wirklichkeit um selbständig gewordene Personifikationen
von Wirkungen, die z. B. den Gestirnen zugeschrieben werden.
Solche Personifikationen konnten aber nachher auch wieder mit
den Himmelserscheinungen, deren Wirkungen sie verkörpern,
identifiziert werden, wie dies bei der späteren indischen Mond
göttin änumati, der arabischen Mondgottheit Wudd (,Liebe 1 ),
dem syr. Gad (= Tuyy,), dessen Plural Gadde als Bezeichnung
der zwei günstigen Planeten verwendet wird (Pauly-Wiss., Real-
Enz. s. v.), der hebräischen Bezeichnung des Jupiter als Sedeq
(,Gerechtigkeit 1 ), schließlich auch bei dem indischen mrtyu (,Tod‘;
vgl. RV. X, 165, 4: täsmai yamäya ndmo astu mrtydve) der Fall
ist. Darum glaube ich auch, daß der Aditya Mitra ursprünglich
eine Personifikation der Vertragstreue gewesen und nachher der
Sonne gleichgesetzt, worden ist. Diese Identifikation muß aber
schon vor der Zeit des ZaraOustra erfolgt sein, der dann, wie