Die Ballett-Suiten v. Johann Heinrich u. Anton Andreas Schmelzer. 20
Presto Adaaio
Aus den angeführten Beispielen geht hervor, daß im Ge
gensätze zu den bei K. Nef, 1 H. Riemann 2 und Norlind 3 an
geführten Folgen von Tänzen in der Suite sich bei den beiden
Schmelzer keinerlei Regel für die Aufeinanderfolge der Sätze
aufstellen läßt. Sie haben nicht wie die Vertreter der reinen
Instrumentalsuite das Bestreben, eine vollständige Form zu
schaffen, sondern waren dem Theater dienstbar und hatten sich
nach den Bedürfnissen der Szene zu richten. Dennoch wird
man die Bedeutung dieser Künstler für die Geschichte der
österreichischen Musik nicht gering anschlagen dürfen. Denn
außer den vorliegenden Kodizes sind von den beiden Schmelzer
und anderen Vertretern ihrer Richtung eine Fülle von Balletten
und reiner Insrumentalmusik vorhanden, die erst zum geringsten
Teile zugänglich gemacht werden konnten, aber schon jetzt die
Ansicht gestatten, daß wir von der Ballettsuite in Österreich
um 1700, soferne sie in den ,Denkmälern' ihre Wiedergeburt
feiern sollte, eine hohe künstlerische Freude erhoffen können.
1 IC. Nef, Zur Geschichte der deutschen Instrumentalmusik. Publik, d. Int.
Mus.-Ges., Heft V, 1902, S. 6 f.
1 II. Riemann, Zur Geschichte der deutschen Suite. Sammelb. d. Int. Mus.-
Ges. VI, S. 50 ).
3 T. Norlind, Zur Geschichte der Suite. Sammelb. d. lut. Mus.-Ges. VII,
S. 190 ff.