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IX. Abhandlung: Rad er mach er.
drückung des kurzen t in der hexametrischen Poesie der
Griechen durchweg nur bei Eigennamen üblich war. Auch in
der Spätzeit ist Jota meistens, wenngleich nicht immer, in der
Nähe einer langen Silbe oder von langen Silben eingeschlossen.
Wieder zeigt sich die Synizese gewöhnlich in den Endungs
silben, selten im Wortanfang, nur ausnahmsweise im Wort-
innern. Ein Zufall will, daß gerade der Name ÄÄy.ißiaSY]?, den
Kritias im Hexameter nicht unterzubringen vermochte, hier
in zwei Epigrammen mit Synizese des '. vor a auftritt. Voran
stehender Konsonant scheint ohne Einfluß zu sein, wenn auch
die Fälle mit vorhergehendem Dental, Nasal oder Liquida als
Gruppe hervortreten. Im allgemeinen ist die Schlußfolgerung
erlaubt, daß eine gewisse Einheitlichkeit in der Praxis der
Griechen von Anfang bis zu Ende sich erhalten zu haben
scheint.
Wir haben bisher immer von Synizese geredet, und doch
muß die Frage erörtert werden, ob diese Bezeichnung in dem
vorliegenden Falle überhaupt zutrifft. Die Verschiebung zweier
Vokale unter einem metrischen Iktus war üblich bei e + Vokal
(lIpuTswc); bei t liegt die Sache insofern anders, weil halbvo-
kalische Aussprache in Betracht kommt. Zeugnisse der In
schriften und Papyri (bei Mayser Gramm, der griechischen
Papyri S. 147f., G. Meyer Gr. Gr. s 219 f., K. Dieterich Unter
suchungen zur Geschichte der gr. Sprache 59 ff.) lehren, daß
kurzes Jota in der Koine vor folgendem Vokal Neigung zu
Schwund besessen hat, die sich aus halbvokalischer Aussprache
am leichtesten erklärt. Charakteristisch ist, daß vor dem T dann
mit Vorliebe Nasal oder Liquida, y nnd 17 erscheinen; es finden
sich auch vereinzelte Fälle mit vorhergehenden anderen Kon
sonanten (vgl. ßucsaöe = ßaicesOe Apollonius Rhod. A 685, 'lcrcato?
C. I Gr. 2071 = Latyschev Inscr. Ponti 157, Aop/qS-qt; = Aiop/jcv]?
Waddington, Inscr. de la Syrie 2135). Im ganzen ist die Über
einstimmung mit den angeführten Beispielen aus poetischer
Praxis augenfällig; es scheint doch, daß die Dichter der Koine
Jota mit Vorliebe da unbeachtet lassen, wo die herrschende
Aussprache ihnen entgegenkam. Wie liegen nun die Dinge
in klassischer Zeit? Auch hier spielen neben den Dentalen Nasal
und Liquida als vorangehende Konsonanten eine große Rolle,
die eine unsilbische Aussprache des i jedenfalls sehr leicht