Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 170. Band, (Jahrgang 1913)

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IX. Abhandlung: Rad er mach er. 
drückung des kurzen t in der hexametrischen Poesie der 
Griechen durchweg nur bei Eigennamen üblich war. Auch in 
der Spätzeit ist Jota meistens, wenngleich nicht immer, in der 
Nähe einer langen Silbe oder von langen Silben eingeschlossen. 
Wieder zeigt sich die Synizese gewöhnlich in den Endungs 
silben, selten im Wortanfang, nur ausnahmsweise im Wort- 
innern. Ein Zufall will, daß gerade der Name ÄÄy.ißiaSY]?, den 
Kritias im Hexameter nicht unterzubringen vermochte, hier 
in zwei Epigrammen mit Synizese des '. vor a auftritt. Voran 
stehender Konsonant scheint ohne Einfluß zu sein, wenn auch 
die Fälle mit vorhergehendem Dental, Nasal oder Liquida als 
Gruppe hervortreten. Im allgemeinen ist die Schlußfolgerung 
erlaubt, daß eine gewisse Einheitlichkeit in der Praxis der 
Griechen von Anfang bis zu Ende sich erhalten zu haben 
scheint. 
Wir haben bisher immer von Synizese geredet, und doch 
muß die Frage erörtert werden, ob diese Bezeichnung in dem 
vorliegenden Falle überhaupt zutrifft. Die Verschiebung zweier 
Vokale unter einem metrischen Iktus war üblich bei e + Vokal 
(lIpuTswc); bei t liegt die Sache insofern anders, weil halbvo- 
kalische Aussprache in Betracht kommt. Zeugnisse der In 
schriften und Papyri (bei Mayser Gramm, der griechischen 
Papyri S. 147f., G. Meyer Gr. Gr. s 219 f., K. Dieterich Unter 
suchungen zur Geschichte der gr. Sprache 59 ff.) lehren, daß 
kurzes Jota in der Koine vor folgendem Vokal Neigung zu 
Schwund besessen hat, die sich aus halbvokalischer Aussprache 
am leichtesten erklärt. Charakteristisch ist, daß vor dem T dann 
mit Vorliebe Nasal oder Liquida, y nnd 17 erscheinen; es finden 
sich auch vereinzelte Fälle mit vorhergehenden anderen Kon 
sonanten (vgl. ßucsaöe = ßaicesOe Apollonius Rhod. A 685, 'lcrcato? 
C. I Gr. 2071 = Latyschev Inscr. Ponti 157, Aop/qS-qt; = Aiop/jcv]? 
Waddington, Inscr. de la Syrie 2135). Im ganzen ist die Über 
einstimmung mit den angeführten Beispielen aus poetischer 
Praxis augenfällig; es scheint doch, daß die Dichter der Koine 
Jota mit Vorliebe da unbeachtet lassen, wo die herrschende 
Aussprache ihnen entgegenkam. Wie liegen nun die Dinge 
in klassischer Zeit? Auch hier spielen neben den Dentalen Nasal 
und Liquida als vorangehende Konsonanten eine große Rolle, 
die eine unsilbische Aussprache des i jedenfalls sehr leicht
	        
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