Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 168. Band, (Jahrgang 1911)

Über die ältesten bis jetzt aufgefundenen Hadernpapiere. 
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zu wenig dicht, und deshalb schritt man, wie ich meine, zu 
einer Art ,Füllung-', indem man vollständig zerstampfte Fasern 
dem Garnskelett einverleibte, bis es homogen geworden ist. Aber 
wie hat man sich diese Einverleibung, besser gesagt, diese Um 
hüllung der Garnfäden mit feinfaseriger Pflanzenfasermasse zu 
denken? Es liegt nahe, daß man diese feinen Fasern aus Wasser 
sich auf das Gewebe niederschlagen ließ. Auf diese Weise mochte 
es gelungen sein, die Garnfäden so zu umhüllen, daß ein homo 
gener beschreibfähiger Stoff zustande kam, der dann durch Pressen, 
Glätten, vielleicht auch Plätten in der Wärme etc. zum Beschrei 
ben noch tauglicher ward. 
Wenn die hier entwickelte Vorstellung richtig ist, so hätte 
diese Art der Papiererzeugung schon auf die Methode des 
,Schöpfens' geführt und es war dann naheliegend, einen weiteren 
Schritt in der Papiererzeugung dadurch zu machen, daß man 
die Gewebe sogleich fein zerkleinerte und die feinfaserige Masse 
durch ,Schöpfen' vereinigte. Dadurch hätte man gleich folgende 
Vorteile erreicht: 
1. Man brauchte keine guten, unverletzten leinwandartigen 
Gewebe zur Herstellung der Beschreibstoffe; man konnte die 
im Gewebe bereits ausgenützten Stoffe (Hadern, Lumpen) zur 
Papierbereitung benützen, denn es handelte sich ja um Gewin 
nung feiner Fäserchen, die man ebensogut, ja leichter, aus 
Hadern als aus guten Geweben, die aus kräftigen, intakten 
Garnfäden bestehen, herstellen konnte. 
2. Die Herstellung des Papiers aus einer feinfaserigen 
Masse durch ,Schöpfen' führte zu einem homogenen, also besseren 
Papier, als die Bereitung eines Beschreibstoftes aus einem halb 
zerstampften Gewebe, welchem man durch Uberdeckung mit 
feiner Fasermasse nur äußerlich das Gepräge der Homogenität 
verleihen konnte. 
3. Es ist einleuchtend, daß ein ganz und gar aus feinzer 
stampfter Hadernmasse durch ,Schöpfen' erzeugtes Papier sich 
in doppelter Beziehung als Fortschritt darstellen mußte: es war 
nicht nur besser, sondern auch weitaus billiger herzustellen. 
Wenn die Sache sich so verhalten haben sollte, wie ich sie 
hier darstellte, so wäre es zu begreifen, daß man die hier hypo 
thetisch vorgeführte Methode der anfänglichen Bereitung des Pa 
piers aus guten leinwandartigen Geweben rasch aufgegeben hat. 
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 1G8. Bd. t 5. Abh. 2
	        
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