Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 168. Band, (Jahrgang 1911)

Gralsage und Graldichtung des Mittelalters. 
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volksgeloof an der keltische poezieund betrachtet er die christ 
lichen Züge in der Gralsage als später eingefügt und durchaus 
sekundärer Natur. 
B. Bemerkungen zum Gegenstände selbst. 
Nach dem früher Bemerkten darf ich also unmittelbar an 
die L. v. Schroedersche Arbeit anschließen und insbesondere 
auf die p. 92 u. ff. derselben gegebene übersichtliche Rekapitu 
lation verweisen. 
L. v. Schroeder bat den zugrundeliegenden Mythus, re 
spektive den mit diesem in der Urzeit Hand in Hand gehen 
den Kultus erwiesen und durch Belege aus verschiedenen Zeiten 
und verschiedenen Überlieferungen der arischen Völker zur 
Genüge erhärtet. Schon jetzt, wo das hieher gehörige Material 
vermutlich nicht annähernd vollständig vorliegt, vielmehr durch 
L. v. Schroeders Anstoß sich noch um vieles dürfte vergrößern 
lassen, läßt sich das Eine beobachten, daß die poetische Ver 
wertung des zugrundeliegenden Mythus, wie sie vor allem im 
Märchen der verschiedenen arischen Völker erscheint, in meh 
reren Abstufungen erfolgt ist. 
In den seltensten Fällen spiegelt sich die alte Dreiheit 
der Symbole wieder: für Sonne, Mond und die Waffe des Don 
nergottes. In den meisten Fällen sind die beiden Gefäßsymbole, 
Sonne und Mond, miteinander verschmolzen und es ist dann 
Zweck des Märchens, zu zeigen, wie das Gefäß mit Hilfe der 
Waffe, des Symbols für das Gewitterinstrument, gewonnen wird, 
oder wie beide, das Gefäß und die Waffe, die als geraubt oder 
verloren gedacht sind, zugleich miteinander zuriickgewonnen 
werden. 
Neben die vielen indischen Märchen- und Sagenvorstellungen, 
die L. v. Schroeder a. a. O. p. 20 u. ff., 23, 59, 90 u. ö. angezogen 
hat, stellt sich z. B. auch die iranische Heldensage von Keresaspa. 1 
Es wird erzählt von einem bösen Drachen, von hörnerner Haut, 
giftspeiend, ganz bedeckt von einer dicken grünen Giftschichte. 
Keresaspa, ,der stärksten Menschen Stärkster', kocht sich in 
einem eisernen Kochtopf auf dem Drachen sein Mittagmahl. 
1 Vgl. K. Schirmeisen, Die arischen Güttergestalten. Brünn 1909, p. 135.
	        
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