VII. Abh.: Mras. Die Überlieferung Lucians.
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VII.
Die Überlieferung Lucians.
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Professor Dr. Karl Mras.
(Mit 1 Tafel.)
(Vorgelegt in der Sitzung am 11. Januar 1911.)
Vorwort.
\ on der hohen Kommission für den Betrieb archäologischer
und philologischer Studien im Auslande 1904 mit einem Reise
stipendium für Italien bedacht, faßte ich den Plan, den Zusam
menhang der Handschriften eines Autors zu untersuchen, mit
dem ich mich schon vorher beschäftigt hatte. 1 Obwohl es näm
lich an Arbeiten auf diesem Gebiet nicht fehlte, hatten sie doch
trotz aller Vorzüge den Mangel, daß ihren Verfassern zu wenig
handschriftliches Material zur Verfügung stand, da sie es in den
bisherigen Ausgaben nicht finden konnten. Bekanntlich beruht
der kritische Apparat der ersten modernen Lucianausgabe, der- 1
jenigen von C. Jacobitz (ed. maior, 4 voh, Lips. 1836—1841)
größtenteils auf jungen Handschriften und auf der sogenannten
Vulgata. 2 In W. Dindorfs Ausgabe (3 voh, Lips. Tauchnitz
1858) sind nur Adnotationes criticae den einzelnen Bänden voran
geschickt; auch er hat übrigens für seine Arbeit verhältnis
mäßig wenige Handschriften zu Rate gezogen. Einen Fortschritt
in dieser Hinsicht bekundet die Ausgabe von Fr. Fritzsche
(3 Bände, Rostock 1860—1882), allein sie blieb unvollendet.
Weit mehr Codices als alle früheren Herausgeber benützte
1 Lucian: Der Traum oder Lucians Lebensgang und Ikaromenipp oder die
Himmelsreise. Herausgegeben und erklärt von Dr. K. Mras (Wien und
Leipzig 1904).
2 Die im wesentlichen auf die Ed. Hemsterhusii et Reitzii (Amsterdam
1743) zurückgeht.
Sitzungsber. d. pbil.-hist. Kl. 167. Bd. 7. Abh. 1