I. Abh.: Wilhelm. Neue Beiträge zur griech. Inschriftenkunde.
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I.
Neue Beiträge zur griechischen Inschriftenkunde.
Von
Adolf Wilhelm,
korr. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
Erster Teil.
(Mit 2 Tafeln.)
(Vorgelegt in der Sitzung vom 30. Juni 1910.)
1. Ein Epigramm des Honestus.
In einer unter der Überschrift ,Ehepatrone im römischen
Kaiserhause' veröffentlichten ,Nachtragsmiszelle' hat U. Wilcken
in der Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte,
XXX roman. Abt. 504 ff. kürzlich aus ägyptischen Papyri den
Nachweis erbracht, daß bei notarieller Aufsetzung des Ehekon
trakts gelegentlich auf Mitglieder des Kaiserhauses als Schützer
der Ehe Bezug genommen ist. Die Formel dya&fj rvyrj inl ’Iov-
Xiag Seßatnrjg eigtdoro z. B. Eaocmiatv P. Oxyrh. III 496, 1 findet
sich in einigen Urkunden des ausgehenden ersten und der
ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr., die sämtlich
Eheverträge sind, und erlaubt nur die Deutung, daß diese
Eheverträge selbst stcl ’Jovliag Eeßaorfjg geschlossen worden
sind, d. h. vor einer Statue oder Büste der Livia als einer
Schützerin der Ehe; ich erinnere, um Gegenstücke für die
Formel und den Vorgang beizubringen, daran, daß laut der In
schrift IG IX 1, 86 (Sylloge 843) in Hyampolis eine Frei
lassung stattfindet nuaovxog ^Rnv/.rrytov rov Eoior/.ochovg rov
iSQscog rov 2agtmidog xat rrjg El’oidog Ivdmov rwv Trooysynau-
(.isvuiv Rewv -/.ca rov Eeßaffrov Toayiuvov Kalffagog Raouavr/ov
(A. Calderini, La manomissione e la condizione dei liberti in
Grecia p. 106) und laut der Urkunde aus Thespiai IG VII 1779
E’ÖQVj.ieiXa) änyovrog äcpiein 2au>v "dt; [7;] av (so lese ich statt
Sitzungsber. d. pbil.-hisb. Kl. 166. Bd. 1. Abh. 1