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I. Abhandlung: v. Srbik.
Wert, sondern Wertträger, nicht Endzweck, sondern Mittel
zum Zweck, Preismaß und Werkzeug zum Gütererwerb, zur
Vermögens- oder Kapitalbeschaffung ist. Ein Mehr an Kapital
aber bedeutete gewiß auch ein Mehr an Reichtum. 1 Befindet
sich Schröder mit jener Ansicht über das Wesen des Geldes
in Übereinstimmung mit führenden Werken des englischen
Merkantilismus, vornehmlich Josiah Childs Netv discourse of
trade und Muns Englands treasure by foreign trade, 2 so teilt
er mit Mun auch die jener Anschauung entsprechende außer
ordentlich scharfe Betonung von der Bedeutung der Geld
zirkulation; seine Ausführungen über die Notwendigkeit des
fürstlichen Schatzes und die Schranken, die seinem Anwachsen
zu setzen sind, — auch sie finden sich ganz analog schon bei
Mun 3 -— die erwähnte Bezeichnung des Fürsten als des großen
Wechselherrn und des Magens des Landes 4 lassen deutlicli
erkennen, daß Umsetzung des Geldes im Lande und seine Ver
wendung zur nährenden Beschäftigung des Volkes der Haupt
zweck des Gelderwerbes ist. Sein lapidarer Satz ,Geld im
Kasten ist dem Lande ein Schaden 1 führt Schröder sogar dazu,
die Aufhebung des kirchlichen Zinsverbotes für die Geistlich
keit zu fordern; dabei versteigt er sich allerdings zu utopischen
Vorschlägen, mittels derer die notwendig aus einem solchen
Schritte folgende Vermehrung des der Allgemeinheit entzogenen
Vermögens der toten Hand behindert werden soll. 5
,Je größer das kurrente Kapital, je größer ist der Handel
und Wandel; je größer aber der Handel und Wandel ist, je
mehr hat ein Fürst Einkommen und es bleibt dabei, daß so
wohl das Interesse publicum, als auch eines Fürsten Privat
interesse erfordert, das kurrente Kapital des Landes zu ver
mehren, da beide, nämlich sowohl der Fürst als auch die
Untertanen dadurch gebessert werden. 16 Die Zirkulation des
1 Vgl. A. Oncken, Geschichte der Nationalökonomie, 1. Bd., S. 154 ff.
2 Vgl. Hj. Schacht, Der theoretische Gehalt des englischen Merkantilismus
(Berlin 1900), S. 40.
3 Ich benütze die Ausgabe im Anhang zu Lewis Roberts The Merchants
map of commerce (London 1700), Kap. 17 u. 18; vgl. Schacht, S. 41.
4 Vgl. oben, S. 100.
5 Kap. 50, § 5.
6 a. a. O., § 2.