Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 160. Band, (Jahrgang 1909)

Die altindischcn Platten. 
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Schließlich bemerke ich, daß verschiedene Stellen der 
angeführten Platten sowie die Platten 446, 466, 468, wenigstens 
für mein Ohr, zu undeutlich sind, um einen bestimmten Text 
erkennen zu lassen, den ich hätte identifizieren können. 
II. Phonetische Bemerkungen. 
1. Allgemeines. In Anbetracht der großen Verschieden 
heit der aufgenommenen Texte und bei dem Umstande, daß 
sie nicht bloß von verschiedenen Persönlichkeiten, sondern 
auch an weit voneinander entfernten Orten (Bombay, Benares, 
Kalkutta, Madras) rezitiert wurden, wird gewiß jeden Hörer 
die Gleichmäßigkeit in der Aussprache überraschen. Man denke 
dabei nur an die verschiedene Aussprache des Latein, mit 
dem das Sanskrit als Gelehrtensprache immerhin in Parallele 
gestellt werden kann, wie sie etwa in Kom, Paris, London und 
Wien üblich ist. Diese Gleichmäßigkeit ist das Produkt einer 
uralten und strengen mündlichen Tradition, deren Grundlagen 
schon im ersten halben Jahrtausend vor Christi Geburt fest 
gelegt waren, da wir aus dieser Zeit stammende phonetische 
Lehrbücher besitzen, die, während sie in den Hauptpunkten 
miteinander übereinstimmen, sich schon mit Subtilitäten der 
einzelnen Schulen befassen, wie z. B., ob ein nasalierter Vokal 
während seiner ganzen Dauer oder nur in seiner zweiten Hälfte 
nasal auszusprechen sei. 1 Man darf dabei allerdings nicht aus 
dem Auge verlieren, daß in Indien der mündliche Vortrag oder 
anders gesagt das Erlernen eines Textes durch den Schüler 
von den Lippen des Lehrers die einzige Methode der reli 
giösen, wissenschaftlichen und volkstümlichen Überlieferung 
war, und daß noch heutzutage orthodoxe Brahmanen, wenig 
stens für religiöse Werke, die Schrift, die in Indien etwas 
Fremdes, vom Auslande Importiertes war, als Hilfsmittel der 
Konservierung perliorreszieren. Dadurch ist denn auch die 
Kunst des Auswendiglernens in Indien zu einer solchen Stufe 
der Vollendung ausgebildet worden wie sonst nirgends auf 
1 Vgl. meinen Aufsatz ,Die alph. Einordnung von Anusvara und Visarga“ 
in den Sitzungsber. der phil.-hist. Klasse, Bd. CXXXIII, Wien 1895, 
S. 12. 
Sitzungsber. d. phil.-liist. Kl. IGO. Bd. 1. Abli. 
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