Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 15. Band, (Jahrgang 1855)

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Prof. Dr. Grysar. 
der zweiten tibiis dexteris gespielt. Es konnte aber auch das Flöten 
paar aus einer tibia dextera und einer sinistra bestehen, so dass der 
Flötner ein und dieselbe Note in zwei verschiedenen Tonlagen gab. 
Dies nannte man tibiis imparibus canere. Dies ist dann so gewesen, 
wie wenn jetzt zwei verschiedene Instrumente nach denselben Noten 
gespielt werden. Das nennt Appul. a. a. 0.: acuto tinnitu et gravi 
bombo concentum mis cere, d. i. eundem modum mixtis sonis edere. 
Dass die dextera vermöge der tieferen Tonlage einen etwas stärkeren 
Klang hatte, so wie umgekehrt die sinistra einen schwächeren, ist 
ganz natürlich. Dadurch aber erklärt sich eine Notiz bei Varro, de 
re rust. I, 2, 16, wo er von dem Zusammenspiele beider Flöten sagt: 
Succinit tibia sinistra, quod est inferior, a dexterae foraminibus, 
d. h. das Spiel der sinistra ist für die stärker tönende dextera gleich 
sam ein untergeordnetes Accompagnement. Von dieser Art war nach 
der Didascalia die Musik im Phormio. Modos fecit Flaccus tibiis 
imparibus. (Auch hier berichtet die praefatio wieder ein Anderes, 
es seien nämlich durchweg tibiae Serranae angewandt worden.) Mit 
diesem Gebrauche des Wortes impares bei Donatus steht es nicht 
im Widerspruch, wenn andere Schriftsteller, z. B. Festus s. v. im 
pares, und Servius ad Virg. Aen. IX, 618 das impar auf die einzelne 
Flötenröhre beziehen, und sie, je nachdem die Zahl ihrer foramina 
gleich oder ungleich war, par oder impar nennen. 
Dass die lateinische Komödie ein Canticum gehabt, ist nie 
bezweifelt worden. Diomed. p. 489 nennt ausdrücklich als Bestand- 
theile derselben das Diverbium und Canticum: Latinae igitur comoediae 
chorum non habent, sed duobus tantuin membris constant, diver- 
bio et cantico. Und Donatus bemerkt es in den Vorreden zu einigen 
Komödien des Terenz insbesondere, dass sogar mehrere Cantica in 
denselben enthalten gewesen. So zur Andria: Diverbiis et canticis 
lepide distincta est. Zum Eunuch.: Et cantica saepe mutatis modis 
exhibita sunt. Zu den Adelph.: Saepe tarnen, mutatis per scenam 
modis cantica mutavit. Zu der Hecyra: Cantica et Diverbia summo 
in hac favore suscepta sunt. Zu dem Phorm.: Et suavissimis ornata 
canticis fuit. Am meisten aber sprechen für sich selbst die in 
den Komödien des Plautus und Terentius wirklich vorhandenen 
und als solche anerkannten Cantica. Ganz anders verhält es sich 
mit der Tragödie. Manche haben von vorne herein es sogar in 
Zweifel gezogen, ob ein solcher Bestandtheil in derselben zuzugeben
	        
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