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II. Abh.: Loebl. Eine außerordentliche lteichshilfe etc.
Auch diese Leistungen werden hoffentlich bald gewürdigt
werden. Leider ist man beim Suchen nach einem gerechten
Maßstabe zur Beurteilung dieser Opfer, welche die einzelnen
Länder der heutigen Monarchie zur Abwehr der Türken ge
bracht haben, noch immer auf die unzuverlässigen, ja tenden
ziös abgefaßten Bücher von Hurter, Pubitschka, Pritz und für
Tirol auf Egger angewiesen, welche Werke d’Elvert kritiklos
ausgeschrieben hat. Und wenn auch manche der Angaben jener
Schriftsteller an der Hand von Landtagsakten kontrolliert wer
den können, so scheitern oft die langwierigsten Untersuchungen
an den Lücken in den Rechnungsbüchern, was von den be
willigten Summen auch tatsächlich abgeleistet worden ist. So
hat Tirol gar manchmal bewilligt, sehr selten aber die Summen
aufgebracht. Von 1566—1592 aber hat dieses Land keinen
Heller an Türkenhilfen gezahlt und auch sonst hat Tirol —
das kann nicht nachdrücklich genug hervorgehoben werden —
in den Kriegen dieses Jahrhunderts weitaus am wenigsten von
allen Ländern der heutigen Monarchie beigetragen.
Aus Rußland kam in diesen Jahren trotz der Sendungen
Warkotsch’ und Schieies keine Unterstützung. Erst im Jahre
1595 wurden kostbare Pelze im Werte von 44.720 Rubel (Uebers-
berger, I, 561 ff., und Pubitschka, X, 330) nach Prag als Ge
schenke übersandt.
Aber nicht so sehr um die Ermittlung der einzelnen
schwer aufzufindenden Posten einer außerordentlichen Reichs
hilfe war es mir in dem vorliegenden Aufsatze zu tun, auch
nicht das traurige Kapitel der Verwaltung und zweckmäßigen
Verwendung dieser so mühsam erschwungenen und erbettelten
Gaben wollte ich hier bearbeiten, 1 nur das Räderwerk der
äußeren Beziehungen der Fürsten und Stände des Reiches und
der fremden Potentaten zum deutschen Reiche wollte ich in
einer wichtigen Frage vom allgemeingeschichtlichen Stand
punkte beleuchten, bevor noch der gewaltige Bruderkrieg dieses
gänzlich zerstört hat, bevor aber andererseits die Angreifer
des Festungskranzes, welcher den Südosten der Monarchie
panzergleich umgab, von der machtgebietenden und furcht
erregenden Stellung zurücksanken.
1 Darüber erscheint eine eigene Abhandlung.