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4 n. Abhandlung: Loebl.
Und nun erst die endlosen Fehden zwischen den katho
lischen und protestantischen Reichsfürsten. Was Wunder, daß
angesichts der drohenden Gefahr und eben deshalb die beiden
Religionsparteien zu einem neuen Waffengange rüsteten, ihre
alten Gravamina hervorholten und mit noch erhöhten For
derungen auf den Plan traten. Wie verschwanden jetzt die
letzten Reste der zwischen Fürsten und Reichsständen ge
schlossenen Bündnisse zur Erhaltung des Friedens und der
Reichsverfassung. Wann auch hätte Bayern als Haupt der
Katholiken, die Pfalz als Führerin der reformierten Kirche,
Sachsen als Fahnenträger des Luthertums einen geeigneteren
Zeitpunkt zur Vergrößerung ihrer Macht finden können? Und
doch waren die Gegensätze noch nicht so weit getrieben, daß
sich die evangelischen Stände im allgemeinen auf den Kreis
tagen, wie dies in den Jahren 1615 und 1616 geschah, gegen
ein kaiserliches ,Hilfsgebaren' gegen die Türken durchaus ab
lehnend verhielten.
Die theologischen Streitschriften, insbesondere die Flug
schriften in der Frage der gregorianischen Kalenderreform,
übertreffen in dieser Periode an Zahl alle anderen literarischen
Produkte. 1
zieht. Daß man aber am Münchener Hofe Pläne schmiedete, um noch
bei Lebzeiten Rudolfs die Wahl eines römischen Königs durchzusetzen,
geht auch aus dem ,staatspolitischen Gutachten“ im Münchener allgein.
Reichsarchive (Reichs-, Kreis- und Kriegsakten Lit. R., Fasz. ö 1 /^) hervor.
1 Ferdinand Kaltenbrunner, Die Polemik über die gregorianische Ka
lenderreform. Sitzungsber. der Wiener Akad. der Wissensch., Bd. 87,
S. 485—586. Dazu Felix Stieve in der Histor. Zeitschrift, N. F. VI,
S. 127 —136 und dann in den Abhandlungen der bayr. Akad. der
Wissensch., Abt. III, 1—98. Vgl. L. Schmitz-Kallenberg, Die Einführung
des gregor. Kalenders im Bistum Münster (Festgaben für II. Finke),
S. 371—400, 1904. Karl Lorenz, Die kirehlich-polit. Parteibildung in
Deutschland vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel der
konfessionellen Polemik. München 1903. Krebs, Die politische Publi
zistik der Jesuiten und ihrer Gegner in den letzten Jahrzehnten vor
Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Zur Fehde Dr. Zwickler contra
Jakob Heilbrunner vgl. Stieve, Briefe und Akten V, 588 f.; über die
Vindiciae contra Tyrannos des angeblichen Stephanus Jnnius Brutus
s. Max Lossen in den Sitzungsber. der Münchener Akad. der Wissensch.
1887, Heft 2 und im allgemeinen die Werke von Stieve IV. Riezler,
Gesch. Bayerns, Bd. VI, S. 349—387 und Janssen V, 311—557. Eine