Eine außerordentliche Reichshilfe und ihre Ergebnisse in reichstagsloser Zeit.
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Noch viel schrillere Mißtöne mischten sich im Reiche in die
laute Forderung nach Hilfe, welche in der hohen Grenznot nach
fünf Jahren noch vor einer Reichsversammlung — sei es Reichs
tag oder Reichsdeputationstag 1 — wiederum an das Reich gestellt
wurde. Da seien in bunter Folge nur erwähnt: die vielen Feind
seligkeiten zwischen Bayern und Salzburg wegen der Berchtes-
gadner Händel, ,welche genuegsamb Vrsach zum Rauffen und
zum großen feuer gibt, welches derzeit noch nicht allerdings
gestillt worden ist', wie der bayrische Herzog zu Petz sagt; 2
die Streitigkeiten zwischen den Bistümern, als den Besitzern
immunierter Gebiete, und den Landesherren, so zwischen dem
Bischof von Passau (über welchen dessen Untertanen mannig
fache Beschwerden vorbrachten) und den Herren von Salburg,
namentlich aber die vielen Händel zwischen dem eigennützigen,
nur auf Vergrößerung seiner Hausmacht bedachten Herzog
Wilhelm von Bayern und den katholischen, reichsunmittelbaren
Ständen des bayrischen Kreises. 3
In den Fragen der Wahl eines römischen Königs war der
alte historische Gegensatz zwischen den Häusern Habsburg und
Wittelsbach neu erwacht und hatte sogar bewirkt, daß sich
Wilhelm im Jahre 1590 mit dem Haupte der protestantischen
Gegenpartei verband, um die Königskrone seinem Hause zuzu
wenden, zumindest aber, um die Wahl eines österreichischen
Erzherzogs zu hintertreiben. 1 Stand doch Bayern damals an
der Spitze des katholischen deutschen Reiches.
d- Innern. (Fremde Gegenstände 1592—1601.) Ex Fasz. 176. In dem
Dorsualregest steht irrtümlich 1593.
1 Zu welchem auch damals bereits die Einladung erging. Der letzte war
im September d. J. 1590 zu Frankfurt abgehalten worden.
2 Über diesen Streit Wilhelms enthält die Bibi. Barberini XXXII, Nr. 138
m Rom Aktenstücke: Briefe der Erzherzogin Maria von Steiermark, s. Arch.
Vat. Princ. 51, fol. 239 ff. Auch die Relationen des Freiherrn Johann
Christoph v. Preysing (Dr. J. R.) an Kurfürst Max, handschriftl. germ.
Nr. 1937 in der Münchener Staatsbibi, instruieren über diesen Streit. Vgl.
auch den Programmaufsatz Rüekls v. J. 1889 (München. Maxim.-Gymnas.).
3 S. außer den weiter unten ausgeführten Irrungen mit Salzburg, Bamberg,
Berchtesgaden, Passau, auch die häufigen Streitigkeiten mit Regensburg über
Salzhandel, Jurisdiktion auf der Donau, Geleitssachen, im Münch, allgem.
Reichsarchive (Regensburg A. Sammelbände Nr. 26. 43. 145. 148 u. 197).
4 Stieve, Briefe und Akten IV, S. 13, Anm. 4. Doch läßt diese Koalition
bei weitem keine solchen Folgerungen zu, wie sie Stieve S. 13 und 14
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