U Abh.: Loebl. Eine außerordentliche BeichsMlfe und ihre Ergebnisse
l
II.
Eine außerordentliche Reichshilfe
und ihre Ergebnisse in reichstagsloser Zeit.
Von
Dr. Alfred H. Loebl.
(Vorgelegt in der Sitzung am 25. Oktober 1905.)
I.
Welches Echo hat der Ruf nach einer eilenden, mitleiden-
lichen Türkenhilfe im Reiche und im Auslande in den
Jahren 1592—1593 gefunden?
In den politischen Verhältnissen im Reiche wird man die
Lichtseiten vergeblich suchen, welche den Schatten der inneren
(a. a. O.) 1 geschilderten Zustände fehlen. Dort herrschen fast
durchwegs schroffe Gegensätze, prinzipielle, tiefgehende Zer
klüftungen zwischen den blind verbissenen Gegnern — ge
meinsam nur ist allen der Wille, für die notwendige Hilfe ein
möglichst hohes Entgelt zu erpressen.
In des Kaisers Erb- und Stammlanden holten die Stände
wiederum die im Vorjahre zurückgedrängten Gravamina hervor 2
und seihst des Kaisers Angehörige waren keineswegs bereit, die
Gelegenheit zur Bereicherung ihrer Macht unbenützt vorüber
gehen zu lassen. So mußte in Innsbruck der Abgesandte der
Landschaft Steier, Andreas von Herberstorff, auf sein Ansuchen
um Hilfe eine höchst verletzende, ja spöttische Antwort hören. 3
Ihm ,sei vorgekommen/ erwiderte Erzherzog Ferdinand, ,daß
die Steirer sich hätten vernehmen lassen, sie wollten sich lieber
1 Erscheint unter dem Titel: Zur Gesell, der Zentralverwaltung im aus
gehenden 16. Jahrh.
2 Vgl. Prager Studien, Heft VI, S. 34 ff.; Heft X, S. 24 ff.
3 Nach der Relation, die Herberstorff den Landständen erstattet hat.
Sitztmgsber. d. pliil.-hist. Kl. CL11I. Bd. 2. Abh. 1