Germanische Elben und Götter beim Estenvolke.
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männlichen näkk alle Ursache hatten, speziell Entlehnung von
Skandinavien, respektive von Schweden her anzunehmen, so
dürfte das wohl auch bei der Wasserjungfrau, der näki-neitsit,
als das Wahrscheinlichste erscheinen, wenn auch die angeführ
ten Züge keineswegs speziell skandinavisch, sondern allgemein
germanisch, respektive auch indogermanisch sind. 1
Wir finden ferner bei den Esten ein koboldartiges Wesen,
kraft genannt, dessen Name deutlich auf skandinavischen, re
spektive schwedischen Ursprung hindeutet und schon von ver
schiedenen Forschern, zweifellos richtig, mit dem schwedischen
skratt zusammengestellt worden ist. 2 Die Esten konnten an
lautendes skr nicht aussprechen und warfen das s am Anfänge
ab, so daß nur noch die Lautgruppe kr übrig blieb -— ein
ganz regelrechter Vorgang. Seinem Wesen nach ist der kratt
ein nicht selten tückischer und boshafter Geist; wer ihn aber
in seine Gewalt bekommt, dem tut er gute Dienste, schädigt
seine Feinde, bringt ihm Glück und Wohlstand, indem er an
dern ihre Habe entwendet und sie seinem Besitzer zuträgt,
anderen die Milch der Kühe aussaugt, ihnen Milch und Butter
verdirbt. 3 Vielfach berührt sich der kratt in seinem Wesen
mit dem später zu besprechenden tont, mit welchem ihn einige
sogar ganz identifizieren wollen, desgleichen mit dem onne-toja,
dem ,Glücksbringer 1 , dem wedaja oder ,Schlepper', dem pük
und ähnlichen dämonischen Wesen. Er fungiert namentlich als
Hausgeist, und diejenigen, welche ihn besitzen, sollen ihn, wenn
1 Man vergleiche z. B. Müllenlioffs Sagen, Märchen und Lieder der Herzog
tümer Schleswig-Holstein und Lauenburg (Kiel 1845), wo p. 338 erzählt
wird: ,Bleifers Sulf, lvlauwes Sonn, Reimer Sulf, Reimer Solaken und
Hans Dehne zu Warwen haben am hellen Mittage ein Meerweib am
Strande gesehen. Sie hätte sich gekämmt, hätte lange gelbe Haare ge
habt und zwei weiße Brüste wie Schnee. Sie hatten ihr Lebtage keine
schönere Frau gesehen. Als sie aber gemerkt, daß Leute dagewesen,
sei sie wieder nach dem Wasser gegangen, hätte sich aber noch wieder
umgesehen, wenn sie gerufen, wohl zu fünf- oder sechsmalen. Unten
wäre sie wie ein Fisch gewesen“ usw. — Vgl. ähnliches bei Kuhn, Nord
deutsche Sagen, p. 11. 174. — An die Loreley brauche ich nicht zu
erinnern.
2 Vgl. Rußwurm im ,Inland“ 1848, Nr. 30, p. 626; Wiedemann, a. a. O.,
p. 427.
8 Vgl. Wiedemann, a. a. 0., p. 427.