Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 153. Band, (Jahrgang 1906)

Germanische Elben und Götter beim Estenvolke. 
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grausamer Geselle, der dem Menschen Verderben zu bereiten 
sucht. Wiedemann nennt ihn darum geradezu einen bösen 
Geist. 1 Er geht eifrig darauf aus, Menschen zu fangen, ins 
besondere sucht er Badende, die in seine Nähe kommen, unter 
das Wasser zu ziehen. In Werder z. B. tötete der näkk 
einstmals ein junges Mädchen hei der Schafwäsche und brachte 
es unter das Wasser. Dort fand man es dann mit abgenagten 
Wangen 2 u. dgl. m. Dementsprechend hebt Jakob Grimm auch 
hei den germanischen Wassergeistern einen Zug von Grausam 
keit und Blutdurst hervor, der bei den Dämonen der Berge, 
Wälder und Häuser nicht leicht vorkomme. 3 Der Nix oder 
näk sucht die Menschen an sich zu ziehen und zu töten; und er 
rächt den Bruch eines ihm gegebenen Versprechens an Leuten, 
die ihm verfallen sind, blutig und grausam. Bemerkenswerter 
noch als dieser Zug, der sich vielleicht aus der Natur des 
Elementes erklären ließe, ist der Umstand, daß der estnische 
näkk, ebenso wie der schwedische näk und überhaupt der 
germanische Nix, sich in Tiergestalt, und zwar insbesondere 
als Pferd gestaltet zeigt. Jakob Grimm weist es als ein Cha 
rakteristikum der germanischen Wassergeister nach, daß sie 
ganz oder halb in Pferdegestalt erscheinen. Seltener nimmt 
der Nix die Gestalt eines Stieres an. 4 Auch der estnische 
näkk zeigt sich seltener als Rind, gewöhnlich als Pferd, und 
die von ihm erzählten Sagen stimmen ganz mit den germani 
schen, respektive schwedischen überein. 
Einst spielten Hüterjungen am Ufer eines Baches. Da 
kam ein Pferd aus demselben hervor, und sie setzten sich auf 
den Rücken desselben. Ein Knabe hatte keinen Platz mehr 
und rief: Wartet, ich setze mich dem näkk hinten auf! Da 
verschwand der Geist plötzlich und alle standen mit gespreizten 
Beinen am Ufer da. Sonst sollen auch je nach der Zahl derer, 
die aufsitzen wollen, Pferd und Sattel sich verlängern. 5 Ebenso 
berichtet Jakob Grimm von dem skandinavischen Nix, daß er 
1 P. J. Wiedemann, Aus dem inneren und äußeren Leben der Ehsten, 
St. Petersburg 1876, p. 432. 
2 Vgl. Wiedemann, a. a. 0. 
8 Vgl. Grimm, Deutsche Mythologie, 4. Aufl., p. 409. 
* Vgl. Grimm, a. a. 0., p. 406. 831. 
8 Vgl. Wiedemann, a. a. O., p. 432.
	        
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