Semitica.
3
(
I. Eine mißverstandene Wendung in den
Amarna-Briefen.
Es kommt in den Amarna-Briefen, die aus Palästina
stammen, eine variierende und häutig wiederkehrende Wendung
vor, die zum Teil völlig mißverstanden, zum Teil nicht ganz
richtig verstanden worden ist. Ich glaube, den richtigen Sinn
der Phrase feststellen und durch Analogien aus dem Hebräi
schen belegen zu können.
W. 54 (B 72 ), 16 ff. heißt es bei Winckler in Umschrift
und Übersetzung: 1
mi-nu 17 Abd-a-si-ir-ta ardu
18 kalbu u ji-il-ku 19 mät sarri
a-na §a-a-§u 20 mi-nu balat-üu
21 u dannii i-na (amüu) GAS
dannat 22 balat-su
Denn Abd-aäirta ist ein Hund
und es läuft das Land des Königs
zu ihm über, um sein Leben zu
retten (?). Denn es ist sehr durch
die Habiri gefährdet sein (des
Landes) Lebensunterhalt.
Winckler selbst bezweifelt in den Nachträgen die Rich
tigkeit seiner Übersetzung und schlägt folgende vor:
,Denn A. ist ein Diener (des Königs) und (doch) nimmt
er das Land des Königs für sich zu (|ü?) seiner Verstärkung
(Tl-la-at-su statt Bl-la-at-üu s. sabi bi-la-ti (oder 1. til-la-ti? wie
in Z. 22) und sehr ist durch die Uabiri verstärkt seine Macht
(bi-la-at-§u).‘
Sehr viel Sinn haben beide Übersetzungen nicht, und
trotz aller Klammern ist die Konstruktion insbesondere des
ersten Satzes nicht glücklich. Der Versuch, die beiden Worte
(Tl-la-at- su und BI-La-at-su) anders zu deuten, scheint mir
auch nicht gelungen. 2
1 Ich bemerke ausdrücklich, daß ich in den Amarna-Briefen die Umschrift
Wincklers beibehalte, aber stets den keilschriftlichen Text verglichen
habe. Die Kollation Knudtzons dürfte gewiß viele bessere Lesarten
bringen, ich glaube aber, daß diese die Resultate meiner Untersuchung
in wesentlichen Punkten nicht ändern werden.
2 Ideogrammatisch wird balätu geschrieben: -11^ -< -EI W. 139
(L 87 ), 66; §a-ri >—< ,Atem [meines] Lebens 1 W. 128 (L 26 ), 13 =
sa-ri ba-la-ti-ia W. 128, 43. Vgl. auch W. 128, 32. 35. Unsere Stelle hat
nur noch dazu das Komplement -at.
1*