Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 147. Band, (Jahrgang 1904)

Zur Kritik der Königsfelder Chronik. 
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Wir überschauen nunmehr die Entwicklung des kleinen 
Denkmals. Zu Grunde liegt eine 1365 verfaßte Geschichte 
der Gründung Königsfeldens durch Elisabeth und des Lebens 
der zweiten Stifterin Agnes. Ihr wurde 1365/66 eine Genealogie 
der Habsburger von Albrecht I. ab vorgeschoben und mit 
Herstellung eines Überganges zu einem Ganzen mit ihr ver 
bunden. Um die Mitte der 90 er Jahre wurde die Genealogie 
bis auf Rudolf zurückgeführt: der Teil, der damals vorgeschoben 
wurde, hatte eine Reihe der deutschen Könige von Konrad IV. 
bis Adolf (eingeschlossen), wobei Rudolf besonders berück 
sichtigt war, zum Kerne und dieser wurde durch Entlehnungen 
aus der Hagenschen Chronik erweitert. Die alte Einteilung 
in zwei Bücher wurde beibehalten und nur das erste vergrößert. 
Dabei dürften unbedeutende Zusätze auch in die ältere Stamm 
reihe von Albrecht ab eingedrungen sein. Mit der Vergrößerung 
des Ganzen wurde wohl auch eine neue Untereinteilung der 
zwei Bücher in 30, beziehungsweise 31 Kapitel verbunden, 
die aber nur unvollständig durchgeführt ist. 
Dieses neue Ganze wurde später interpoliert, ohne daß 
aber dabei der sonstige Wortlaut des Überlieferten anders als in 
leichten stilistischen Änderungen angetastet worden wäre. 
Es erhielt auch annalistische Anhänge, die bis 1411 
reichen. 
In der weiteren Überlieferung traten nur die gewöhnlichen 
Schreiberverderbnisse ein. Aus ihr ist uns bloß eine Kopie, die 
im Jahre 1442, vielleicht durch Clewi Fryger, hergestellt wurde, 
dadurch erhalten, daß einerseits Martin Gerbert sie benützt 
und abgedruckt hat, anderseits Stücke aus ihr in die Hand 
schrift des britischen Museums (und deren Ausläufer) über 
gegangen sind. 
Die Kopie von 1442, die Grundlage unserer Kenntnis 
des Werkchens, ist daher nicht als Auszug, sondern als mehr 
fach erweiterte junge Überlieferung des Originals anzusehen. 
Clewi Fryger hat mit der Abfassung des Ganzen oder einzelner 
Teile nichts zu tun. Der Ursprung des Werkes sowohl als 
seiner hauptsächlichen Erweiterungen ist in den Kreisen der 
Königsfelder Franziskaner zu suchen. 
Sitzungsber. d. pliil.-liist. Kl. CXLVII. Bd. 2. Abk. 
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