Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 147. Band, (Jahrgang 1904)

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VII. Abhandlung: v. Schulte. 
man die Buchstaben also gruppiere: OTCARMEll die Worte: 
OTCAR Moguntinae Ecclesiae Rector und deute somit verdeckt 
des Otcar Autorschaft an. Diese lediglich als Hypothese auf 
gestellte Ansicht hat Hinschius in 
Zeitschrift für Kirchenrecht u. s. w., herausgegeben 
von Richard Dove und Emil Friedberg. VI. Jahr 
gang, Tübingen 1866, S. 148 ff. 
zurückgewiesen und die Meinung aufgestellt: Der Beiname 
Mercator in der Vorrede rühre her von einer Benützung des 
Marius Mercator. Er zeigt, daß die oben abgedruckten 
Eingangsworte der Vorrede Pseudo-Isidors sich geradeso mit 
Ausschluß des Wortes Isidor us, anstatt dessen Marius steht, 
wiederfinden in der lateinischen Übersetzung der ,Varii ser- 
mones impii Nestorii de incarnatione domini Jesu Christi' (Aus 
gabe von Baluze, Paris 1648, p. 52; Garnier, Paris 1673, 
II, p. 3. Letztere wieder abgedruckt bei Migne, Patrologiae 
cursus completus, Series prima, Tom. XLVIII. Paris 1846 
col. 753 sqq.), daß aber auch eine zweite Stelle Pseudo-Isidors, 
nämlich der Anfang des C. 8. des ersten Briefes von P. Ana- 
cletus (Hinschius, Decretales Ps. p. 69) demselben Schrift 
steller (Migne, 1. c. col. 790) entnommen ist. Andere Stellen 
hat Hinschius bisher nachzuweisen nicht vermocht. 
Ich halte Hinschius’ Annahme für durchaus zutreffend 
und will versuchen, dieselbe näher zu begründen in der Hoff 
nung, dadurch zugleich einen Beitrag zur Handschriftenkunde 
des Pseudo-Isidor zu liefern. 
Marius Mercator gibt in der zitierten, auf die Irrlehre 
des Nestorius bezüglichen Schrift, welche um 430 geschrieben 
ist (Marius Mercator wirkte von 418—450. Vgl. die Vorreden 
von Garnier und Baluze), eine Masse von Reden, Canones 
u. s. w. in einer eignen lateinischen Übersetzung; diese Samm 
lung ist offenbar von Pseudo-Isidor benutzt worden. Wenn 
dies bisher noch nicht näher festgestellt wurde, liegt der Grund 
darin, daß auch Hinschius nicht alle Formen der pseudoisido- 
rischen Handschriften bekannt sind. Ich habe in meinem Iter 
Gallicum (Wien 1868; Sitzungsber. der phil.-hist. Klasse der 
kais. Akademie der Wissenschaften LIX, S. 369 ff.) zuerst 
einen der Stadtbibliothek zu Grenoble (Nr. 16 Standnummer,
	        
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