Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 147. Band, (Jahrgang 1904)

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II. Abhandlung: Seemüller. 
Vrsjprung wart geschriben an der nechsten mitwochen vor dem 
sunnentag in der Vasten als man singt in der heiligen Kristenheit 
Oculi, als man zalt von Cristus gepurt M°CCCC°XXXXII Jar, 
darunter: Clewi Fryger von Waltzhuot Lermeyster. An und 
für sich schon ist daraus nur zu schließen, daß die Handschrift 
am 28. Februar 1442 vollendet wurde, vielleicht noch, daß sie 
von dem Schulmeister Clewi Fryger v. W. geschrieben ist (die 
Unterschrift könnte aber auch nur auf den Besitzer gehen). 
Derjenige, der das Schlußdatum schrieb, hat den Text keines 
wegs verfaßt: er nennt das Werk dis buoch von der herschaft 
von Oesterich vrsprung, trifft damit nur einen Teil des Inhaltes 
und hat den Titel jedesfalls nur aus der Überschrift zu Beginn 
des Textes geschöpft, die ihrerseits wieder nach den darauf 
folgenden Eingangsworten gestaltet ist und nichts anderes als 
den Inhalt des Anfangsteiles bedeutet. Die jüngsten Nach 
richten ferner, die der Text bringt, reichen bis 1.411 (und diese 
selbst sind jüngerer Zusatz), so kann denn auch in dieser Hin 
sicht schon die Unterschrift von 1442 nichts mit der Abfassung 
des Textes zu tun haben. So hielt denn mit Recht der erste 
Herausgeber den Clewi Fryger nicht für den Verfasser, er sah 
in ihm den Abschreiber und wollte ihm nur die Einfügung 
der (den Nachtrag einleitenden) Notiz über die Gründung von 
Waldshut zusprechen —■ aber auch diese kann nicht ihm an 
gehören, weil ein Stück in ihr mit dem Vorhergehenden (S. 90, 
Z. 10ff.) sich direkt berührt. 
Die Neueren (vgl. Lorenz a. a. 0., Vildhaut, Handb. d. 
Quellenkunde II, 268) betrachten Clewi Fryger allerdings nur 
als den Verfasser des uns bei Gerbert überlieferten Textes und 
sehen diesen als von ihm verfertigten Auszug aus einem ver 
lorenen Original an. Die Fragen, ob Gerberts Text ein Auszug 
sei und ob Clewi Fryger diesen gemacht habe, sind aber ganz 
unabhängig von einander und eine bejahende Beantwortung 
der zweiten kann sich auf nichts anderes als jene Unterschrift 
stützen. Will man denn seinen Namen für die Bezeichnung 
des Werkes beibehalten, so vergesse man nicht, daß mit einiger 
Wahrscheinlichkeit nur das Verdienst der Überlieferung damit 
gewürdigt wird. Wissenschaftlich allein berechtigt und keinerlei 
Mißverständnis ausgesetzt ist nur der aus Entstehung und 
Inhalt des Werkes geschöpfte Name Königsfelder Chronik.
	        
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