II. Abhandlung: Seemüller. Zur Kritik der Königsfelder Chronik.
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II.
Zur Kritik der Königsfelder Chronik.
Von
Josef Seemüller.
Text- und Quellenuntersuchungen, die ich für die so
genannte Hagensclie Chronik anstellte, nötigten mich, die Be
schaffenheit der von Martin Gerbert 1772 und 1785 (s. Lorenz,
Geschichtsquellen 3 I, 268) veröffentlichten, mit den Worten
Von dem Ursprung der durliichtigen fürsten von Osterrich
vahet dis an beginnenden deutschen Chronik einer selbständigen
Prüfung zu unterziehen. Ich lege ihre Ergebnisse vor, weil
Überlieferung und Geschichte dieser Quelle, so oft sie in der
Frage nach der ,Habsburger Chronik Heinrichs von Klingen
berg' herangezogen worden ist, systematisch noch nicht ins
Auge gefaßt wurden und die vom Standpunkte des Philologen
geführte Untersuchung auch dem Historiker willkommen sein
dürfte.
I.
Das Werkchen geht unter dem Namen Königsfelder
Chronik oder Chronik des Clewi Fryger. Schon dieser zweite,
häufiger gebrauchte Titel hat keine rechte Gewähr.
Wir wissen über die Handschrift, aus der wir den Text
kennen, 1 nicht mehr als das Wenige, das Gerbert im Vorwort
zum Abdrucke mitteilt. Sie trug (Gerbert 112 f.) am Schlüsse
den Vermerk: Item dis buoch von der her Schaft von Oesterich
1 Ich zitiere im folgenden nach dem Abdruck von 1785: Crypta San-
Blasiana nova S. 87 ff.
Sitznngsber, d. pbil.-hist. Kl. CXLVII. Bd. 2. Abli.
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