Sieben samaritanisclie Inschriften aus Damaskus.
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Damit alle Völker der Erde sehen, daß du nach dem Namen Jahwes
genannt bist, und sich vor dir fürchten alle Menschen.
Bildet wohl die Fortsetzung der vorhin angeführten In
schrift Nr. 6, stammt, die letzten zwei Worte ausgenommen,
aus Deut. 118 10 und zwar wieder genau nach dem hebräisch-
samaritanischen Texte, wie die fünfte Zeile zeigt. Die Abkürzung
mm* entspricht nämlich vollkommen der Schreibung tNnmm*, 1
für welche die Massoreten imn setzen.
Dem Inhalte nach dürfen wir wohl sagen, daß unsere
Inschriften samaritanischen Perikopen ent
sprechen.
Einzelne, aus verschiedenen Stellen des Pentateuch zu
sammengesetzte Katafs wurden vorgelesen, und die Vorlesung
durch einzelne Strophen liturgischer Gedichte unterbrochen. 2
Wir können annehmen, daß die gebräuchlichsten Katafs ab
gekürzt an den Wänden der Bethäuser angebracht waren, um
von den Gläubigen leicht rezitiert werden zu können. Dann
dürfte das alte Haus, in welchem unsere Inschriften gefunden
wurden, entweder ein altes samaritanisches Bethaus oder aus
dessen Baumaterial aufgeführt sein. Dieser Schluß wird ge
rechtfertigt sowohl durch die anderweitig historisch bezeugte
Existenz einer samaritanischen Gemeinde in Damaskus, welche
noch im 12. Jahrhunderte litterarisch tätig war, 3 als auch durch
die lokale, wenn auch verfärbte Überlieferung, wie sie in dem
Briefe des Herrn Xanthopulos zum Vorschein kommt.
1 Margah, 1. e., S. 87 (p. 183 11 ).
2 Vgl. S. ICohn, Zur Sprache, Literatur und Dogmatik der Samaritaner,
Leipzig 1876, S. 93.
3 Vgl. M. Heidenheim, Deutsche Vierteljahrschrift für englisch-theologische
Forschung und Kritik, Gotha 1860, S. 87: ,(In Damaskus im Jahre 1516)
ebenso war ihre Synagoge sehr schön und mit vielen vergoldeten Buch
staben verziert, was wahrscheinlich Gebetstücke waren . . S. 417
wird im Ordo precurn pro mortuis Samaritanis die samaritanisclie Ge
meinde in erwähnt; S. Kohn, Die samaritanisclie Pentateuch
übersetzung ZDMG, Leipzig 1893, S. 635; A. Neubauer, Chronique Sa-
maritaine, JA. Paris 1869, S. 411, 417, 420.
Olmütz, am 13. Juni 1902.