Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 147. Band, (Jahrgang 1904)

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I. Abhandlung: Musil. 
Daraus geht hervor und dürfte als feststehend anzunehmen 
sein, daß die Originale der Inschriften derzeit im Besitze des 
türkischen Militärarztes Dr. Theagene Bey sind. 
Herr Vizekonsul Xanthopulos ist mir persönlich als ernster, 
zuverlässiger Mann bekannt; ob aber er selber das erwähnte 
Haus besucht und den ursprünglichen Befindungsort der In 
schriften gesehen, respektive untersucht hat, ist nicht zu ent 
nehmen — wogegen die Angabe, die Inschriften stammen aus 
dem Garizimtempel falsch sein muß, weil eine solche Annahme 
nicht zutrifft und nicht begründet werden kann. 
Zum Zwecke besserer und eingehenderer Informationen 
habe ich bereits an Freunde geschrieben und werde außerdem 
möglicherweise bald in der Lage sein, an Ort und Stelle per 
sönlich Untersuchungen anstellen zu können, — denn, offen 
gestanden, mit Rücksicht auf die mir wohlbekannte, fabriks 
mäßige Herstellung von Antiquitäten in Syrien, konnte ich 
beim ersten Anblick der Kopien ein starkes Mißtrauen nicht 
unterdrücken. 
Die Inschriften wurden mittels blauer, grünlicher und 
schwarzer Kreide auf Pauspapier abgedruckt, wobei die mit 
schwarzer Kreide angefertigten Kopien undeutlich wurden, weil 
dieses Material zu wenig anhaftet und sehr leicht abgerieben 
wird. Aus den übrigen Abdrücken ist ziemlich genau auf den 
Zustand und die Beschaffenheit der Originale zu schließen. 
Darnach heben sich die Inschriften nur wenig über einen 
sorgfältigst geglätteten Untergrund reliefartig hervor und 
sind von einem breiten, mit Arabesken verzierten Rahmen 
eingefaßt. Die einzelnen Buchstaben sind sehr schön aus 
geführt, vollkommen erhalten und nach den Abdrücken ist 
weder Verwitterung noch ein anderer Defekt wahrzunehmen. 
Der Form nach erscheint die Schrift jüngeren Ursprungs als 
jene der samaritanischen Inschriften von Amwäs, dürfte 
aber in einzelnen Teilen älter sein als die aus dem 11. Jahr 
hunderte. 
Flößen nun Erhaltung und Außeres dieser Inschriften 
Verdacht ein, so wird er durch den Inhalt derselben wesentlich 
behoben, denn dieser entspricht vollkommen dem samaritanischen 
Texte des Pentateuch, enthält Stellen, welche durch andere 
als vollkommen echt anerkannte Inschriften und Gebete sicher-
	        
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