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V. Abhandlung: Szanto.
in Chiliastyen konnten einzelne dieser kleineren Gemeinschaften
a potiori mit den erhaltenen Namen der Argadeis, Boreis und
Oinopes bezeichnet werden, ohne dass wir deshalb berechtigt
wären anznnehmen, es seien auch die fehlenden drei altattischen
Phylennamen für Chiliastyenbezeichnungen verwendet worden.
In Ephesos entstanden also die Phylen nicht gleichzeitig mit
der ionischen Besiedlung, sondern sie sind eine spätere Ein
richtung, die mit der Vergrösserung der Stadt durch Colonisten
aus allen möglichen Theilen zusammenhängt. Die Chiliastyen-
theilung stimmt ebenfalls mit dieser rationellen, von gentilicischen
Gedanken unbeherrschten Organisation, und wenn man erwägt,
dass sie sich in Samos, Kos, Lesbos, die ihr verwandte in
Hekatostyen in Byzanz und Herakleia findet, so möchte man
Ephesos als den geographischen Mittelpunkt für den Entstehungs
ort dieser Eintheilung halten. Milet hat sich von diesem Ra
dicalismus ferngehalten und die auch dort nothwendigen Unter
abtheilungen der Phylen gentilicisch geordnet und Patriai genannt;
sehr begreiflich, weil dort die Bevölkerung homogener war als
in Ephesos. 1
Fassen wir die Darlegung zusammen, so erkennen wir,
dass die vier altattischen Phylen auf kleinasiatischem Boden
nur in Teos nachweisbar sind, dagegen auf pontischem Colonial
gebiet in Kyzikos, Tomoi, Istropolis, Perinth, Herakleia am
Pontus und Kallatis, dort überall in Verbindung mit den Boreis
und Oinopes, dass ferner in Ephesos diese beiden und eine alt
attische Phylenbezeichnung als Chiliastyen Vorkommen, ein
Resultat, das sicher nicht berechtigt, von ionischen Phylen wie
von dorischen zu sprechen.
Von ionischen Städten mit Phylentheilung sind noch Priene
und Erythrae zu erwähnen. Von Priene wissen wir nur, dass
es im dritten Jahrhundert Phylen kleisthenischer Ordnung be
sessen hatte. Belegt ist eine Pandionis und in Personennamen
begegnet ein Hippothoon und ein Akamas. 2 Ueber Erythrae
unterrichtet uns Pausanias (VII, 5, 12) in Worten, die es sehr
1 Interessant ist, dass noch in historischer Zeit den Phylen in Ephesos
Patrone vorgesetzt werden, so der Phyle der Teier Lysimachos. Vgl.
Heherdey, Jahreshefte des österr. arch. Inst. II (Beiblatt), S. 43.
2 Brit. Mus. Nr. 439 mit Note, ferner 415 1. 19 und 27: Phvlarchen ibid.
401, 1. 25.