Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 144. Band, (Jahrgang 1902)

Die Consolatio pliilosophiao des Boethius. 
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Bemerkung wäre sinnlos, wenn ihr Urheber den Singular 0GON 
oder ©GUI im Texte des Boethius gelesen hätte, sie wird aber 
sofort verständlich, wenn wir annehmen, dass im Text 060IC 
gestanden habe. Das passte dem christlichen Gefühl des Er- 
ldärers nicht ganz, und so schrieb er, weil er einerseits den 
Text nicht ändern wollte, 1 da Boethius ja die Worte als Spruch 
des heidnischen Pythagoras citiert, andererseits aber die nahe 
liegende Nutzanwendung auf die christlichen Leser seiner Zeit 
nicht ganz unterdrücken wollte, über 060IC die Note deo 
non diis. An dem überlieferten ©GON wird wohl niemand 
mehr festhalten wollen: es ist eine leicht erklärliche Verlesung 
des ursprünglichen 0GOIC. 
Eine philologischen Anforderungen entsprechende Erklä 
rung lassen die Scholien (z. B. in W) der Stelle 15, 122 o 
meritos de simili crimine neminem posse conuinci mit Rücksicht 
auf zwei verschiedene Lesarten angedeihen: yronice loquitur 
id est negatiue; si uero lectum fuerit merito. ut quidam Codices 
habent, erit sensus dolentis atque admirantis taliter: o neminem 
illorum merito id est iuste posse conuinci de simili crimine 
quo me accusauerunt. Dieser einwandfreien Auffassung fehlt 
nur die endgiltige Entscheidung für eine der beiden Lesarten. 
Da das adverbielle merito kaum mit Recht an der Tonstelle 
des Satzes stünde, ist meritos zu schreiben, wofür sich auch 
die beste Ueberlieferung per vota maiora (PT 1 VA gegen CL) 
entscheidet. 
Es darf nicht Wunder nehmen, dass manche ursprüng 
liche Interlinearglosse im Laufe der Zeiten in den Text ein 
geschmuggelt wurde. Einige Fälle, wo dies auch in guten 
Handschriften geschehen ist und manchmal auch von den Heraus 
gebern der wahre Sachverhalt nicht erkannt wurde, sollen hier 
besprochen werden. 
de n diis 
von Tours 803 s. IX En OV 0EON: der Glossator fasste «also EllOV 
als zwei Wörter (Präposition und Negation) und hielt de n für die la 
teinische Uebersetzung derselben. Eine Randbemerkung sollte die Sache 
de non diis 
noch deutlicher machen: n€PI OV 0HON scilicet quod nicliil dii essent. 
1 Der Schreiber von K war nicht so gewissenhaft und änderte 112, 123 in 
dem Citat aus Lucan uictricem quidein causam dis, uictam uero Catoni 
placuisse kurzweg dis in deo.
	        
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