Die Consolatio pliilosophiao des Boethius.
9
Bemerkung wäre sinnlos, wenn ihr Urheber den Singular 0GON
oder ©GUI im Texte des Boethius gelesen hätte, sie wird aber
sofort verständlich, wenn wir annehmen, dass im Text 060IC
gestanden habe. Das passte dem christlichen Gefühl des Er-
ldärers nicht ganz, und so schrieb er, weil er einerseits den
Text nicht ändern wollte, 1 da Boethius ja die Worte als Spruch
des heidnischen Pythagoras citiert, andererseits aber die nahe
liegende Nutzanwendung auf die christlichen Leser seiner Zeit
nicht ganz unterdrücken wollte, über 060IC die Note deo
non diis. An dem überlieferten ©GON wird wohl niemand
mehr festhalten wollen: es ist eine leicht erklärliche Verlesung
des ursprünglichen 0GOIC.
Eine philologischen Anforderungen entsprechende Erklä
rung lassen die Scholien (z. B. in W) der Stelle 15, 122 o
meritos de simili crimine neminem posse conuinci mit Rücksicht
auf zwei verschiedene Lesarten angedeihen: yronice loquitur
id est negatiue; si uero lectum fuerit merito. ut quidam Codices
habent, erit sensus dolentis atque admirantis taliter: o neminem
illorum merito id est iuste posse conuinci de simili crimine
quo me accusauerunt. Dieser einwandfreien Auffassung fehlt
nur die endgiltige Entscheidung für eine der beiden Lesarten.
Da das adverbielle merito kaum mit Recht an der Tonstelle
des Satzes stünde, ist meritos zu schreiben, wofür sich auch
die beste Ueberlieferung per vota maiora (PT 1 VA gegen CL)
entscheidet.
Es darf nicht Wunder nehmen, dass manche ursprüng
liche Interlinearglosse im Laufe der Zeiten in den Text ein
geschmuggelt wurde. Einige Fälle, wo dies auch in guten
Handschriften geschehen ist und manchmal auch von den Heraus
gebern der wahre Sachverhalt nicht erkannt wurde, sollen hier
besprochen werden.
de n diis
von Tours 803 s. IX En OV 0EON: der Glossator fasste «also EllOV
als zwei Wörter (Präposition und Negation) und hielt de n für die la
teinische Uebersetzung derselben. Eine Randbemerkung sollte die Sache
de non diis
noch deutlicher machen: n€PI OV 0HON scilicet quod nicliil dii essent.
1 Der Schreiber von K war nicht so gewissenhaft und änderte 112, 123 in
dem Citat aus Lucan uictricem quidein causam dis, uictam uero Catoni
placuisse kurzweg dis in deo.