2
XI. Abhandlung: Jirecek.
bekannt ist. Dazu gesellen sich geographische Namen aus
dem heil. Lande. Die Stadtgeschichte z. B. von Prag kennt
ein Prämonstratenserkloster ,de monte Sion' auf dem Berge
Strahov, ein auch in der slavischen Literaturgeschichte be-
merkenswerthes, jetzt als Emaus bekanntes Benedictinerkloster,
das in der Zeit Karls IV. für dalmatinische Glagoliten errichtet
wurde (monasterium Sclavorum), und eine in der Vorgeschichte
der hussitischen Bewegung berühmte Bethlehemskapelle -in der
Nachbarschaft eines Nazarethcollegiums. In der Hussitenzeit
gründete man in Böhmen eine Stadt Tabor, geschützt durch
einen Teich Jordan, und eine Bergfeste Oreb.
Im Folgenden wollen wir einige Fragen besprechen,
welche für die Untersuchung der geographischen Namen in
den griechischen und südslavischen Ländern von Interesse sein
dürften. Neben der Nomenclatur illyrischen, thrakischen, hel
lenischen, lateinischen, slavischen, türkischen und anderen
Ursprungs ist die Verbreitung und das Alter von Ortsbe
nennungen aus Heiligen- und Kirchennamen- bei historisch
geographischen Studien nicht ausser Acht zu lassen. Es war
vor Allem die ungleiche Vertheilung der Namen dieser Art,
z. B. der grosse Gegensatz zwischen Dalmatien und Bosnien,
welche den Verfasser zur näheren Untersuchung dieser Orts
namen bewogen hat. Daran schliessen sich einige merkwürdige
Fälle von Uebertragungen geographischer Namen aus Asien,
welche durch die Legendenlectüre bewirkt wurden. Obwohl
bei diesen Erscheinungen die Namen unbewohnter Orte, Vor
gebirge, Hafenbuchten, Berggipfel und einzelner Felder und
Culturen stark vertreten sind, wird unser Augenmerk vorzugs
weise auf die bewohnten Plätze aller Grössen gerichtet sein, da
dieselben sowohl bei historischen Untersuchungen als bei dem
Studium der heutigen Bevölkerungsverhältnisse eine grössere
Bedeutung haben.