Studien zur Kirchenpolitik Englands im 14. Jahrhundert.
21
Benedicts Nachfolger Clemens VI. hatte noch ausgesprochenere
Sympathien für Frankreich. Das war noch das Aergste nicht:
er hatte als Mensch einen schlechten Ruf. In England liess
man sich bei seinen Beziehungen zu Frankreich seine Eingriffe
in die Rechte des Landes weniger gefallen als anderwärts.
Selbst ein so dermaler Historiker wie Harpesfield klagt über
die Bedrückung der englischen Kirche durch die Päpste: diese
nahmen das erste Jahreseinkommen hei der Neubesetzung aller
kirchlichen Pfründen, zwangen die englische Kirche, die kost
spielige Hofhaltung päpstlicher Prälaten in England zu erhalten,
gaben Pfarren, Abteien, Bistliümer und Kathedralen und oft
an Personen, die sich weder durch Wissen, noch durch Frömmig
keit auszeichneten, ja ihre geistlichen Functionen niemals ver
richteten, da sie sich ausserhalb des Landes befanden. 1
Wie hätte in der glorreichsten Zeit Eduards in. sich das
Land Eingriffe in die Rechte der Krone, Verfügungen, die dem
Landesfeind zugute kamen, gefallen lassen! Der Streit zwischen
Staats- und Kirchengewalt kam zum Ausbruch, als der Papst
zwei neuernannten Cardinälen, von denen der eine sein Nepot
war, Einkünfte in der Höhe von 2000 Mark jährlich auf die
Erzbisthümer York und Canterbury anwies. Der Unmuth
hierüber kam auf dem Parlamente zu Westminster am 18. Mai
1343 zum Ausbruch. Die versammelten Mitglieder des Parla
ments sandten ein ernst gehaltenes Schriftstück an den Papst,
darin die üblen Zustände der englischen Kirche in anschau
lichster Weise dargelegt werden. Die englische Kirche sei so
reich; die Vorfahren des Königs, die Grossen und die anderen
Bewohner des Landes hätten sich zum Zwecke der Förderung
des Gottesdienstes, der christlichen Lehre und für Zwecke der
Wohlfahrt der Armen in der Errichtung von Kirchen, Collegien,
Priorien und anderen kirchlichen Zwecken geweihten Häusern
überboten, ihre Stiftungen mit Geld, Gut und Freiheiten ausge
stattet. Aber diese Stiftungen seien nur für Personen bestimmt,
die im Stande sind, die Beicht der Pfarrkinder in deren Mutter
sprache zu hören und ihr Amt in jeder Weise zu versehen.
Die Uebelstände in der Kirche Englands rühren daher, weil in
1 Harpesfield nach gleichzeitigen Quellen: Et haec quidem ex illis litteris
et ex parliamenti decreto decerpsimus . . .