Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 136. Band, (Jahrgang 1897)

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IV. Abhandlung: Fr. Müller. 
dem Gebiete der griechischen Etymologie Geleistete kritisch 
zusammengefasst und der Forschung in dieser Richtung einen 
gewaltigen Impuls gegeben hatte, unternahm es in neuester 
Zeit ein junger Gelehrter, Dr. Walther Prellwitz ein ,Etymolo 
gisches Wörterbuch der griechischen Sprache' zu verfassen. 
Sein Buch ist im Jahre 1892 in Göttingen (XV und 382 S.) 
erschienen. Dasselbe wendet sich an einen weiteren Leserkreis 1 
und sucht dem Leser den Zusammenhang des Wortvorraths 
unserer Muttersprache mit jenem des Griechischen anschaulich 
zu machen. Gewiss ein schönes und höchst dankenswerthes 
Unternehmen! 
Während Curtius in seinem classischen Werke blos jene 
Worte verzeichnet, welche entweder mit absoluter oder wenig 
stens mit ziemlich grosser Sicherheit etymologisch gedeutet 
werden können, versucht es Prellwitz, möglichst jedes Wort der 
griechischen Sprache etymologisch zu erklären. Und hierin liegt 
die Schwäche und Unfertigkeit der Leistung, welche ihr von 
verschiedenen Seiten vorgeworfen worden sind. 2 
Angesichts der Vorarbeiten — namentlich des Curtius’- 
schen Werkes — ist die Arbeit von Prellwitz aus zwei ganz 
heterogenen Elementen zusammengesetzt. Auf der einen Seite 
stehen die sicheren etymologischen Resultate der älteren Schule 
mit G. Curtius an der Spitze, auf der anderen Seite die mehr 
oder weniger vagen, wenn auch oft geistreichen und anregenden 
Vermuthungen der jüngeren Forscher, vor allen der sogenannten 
Junggrammatiker' und des Verfassers selbst, der zu dieser 
Schule gehört. Dabei geht der Verfasser sehr oft über die 
Etymologie der Worte weit hinaus, indem er die von den mo 
dernen Forschern gern besuchten Irrpfade der Wurzel-Ent- 
1 Der Verfasser citirt dieses Umstandes halber und auch deswegen, dass 
der Umfang; des Buches nicht vergrössert werde, nicht die Urheber der 
einzelnen Etymologien. Ich lege auf diesen Punkt kein allzu grosses 
Gewicht, da die Junggrammatiker 4 selbst ohnedies meistens nur die 
Leute ihrer Richtung zu citiren pflegen, und ich z. B. speciell gewohnt 
bin, meinen Etymologien unter ganz fremdem Namen hie und da zu 
begegnen. 
2 Z. B. G. Meyer im Literarischen Centralblatt, 1893, S. 48—50. Brug- 
mann in den Indogermanischen Forschungen. Anzeiger, Bd. IV* (1894), 
S. 27—31.
	        
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