Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 128. Band, (Jahrgang 1893)

Die von Gnidi heransgegebene syrische Chronik. 
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Besonders ist aber von Wichtigkeit, dass es 1 heisst, Con- 
stantinopel hätten die Araber noch nicht genommen. Da 
Kleinasien keine arabische Provinz war, so kam den Christen der 
G-edanke gewiss nicht so leicht, dass jene sich Constantinopels 
bemächtigen könnten; er drängte sich ihnen aber auf, als wirklich 
Versuche dazu gemacht wurden. Diese fielen bekanntlich un 
glücklich aus, aber nun konnte man doch leicht meinen, das 
sei nur ein Aufschub. Nachdem jedoch längere Zeit vergangen 
war, ohne dass neue Angriffe gegen die Kaiserstadt erfolgten, 
musste diese Meinung zurücktreten. Das ,noch nickt* weist 
also auf eine Zeit hin bald nach den Kämpfen bei Constantinopel 
unter Muawija. Zwar stehn die Jahre dieses Ringens nicht 
ganz fest, 2 aber sie fallen sicher gegen oder um 670. Diese 
Worte werden also etwa in den Jahren 670—680 geschrieben 
sein. Mit ihnen hört die eigentliche Erzählung auf. Daran 
reiht sich aber eng noch ein Abschnitt über die Araber oder 
vielmehr ihr Land. Man sieht deutlich, dass die Welteroberer 
damals noch ein neues Volk waren; das passt ganz zu der eben 
gegebenen Zeitbestimmung. Dieser Abschnitt bildet nun un 
zweifelhaft den wirklichen Schluss des Buches. Ueberhaupt 
sehe ich keinen genügenden Anlass, zu bezweifeln, dass wir 
dieses im Wesentlichen so haben, wie es aus der Hand des 
letzten Verfassers hervorgegangen ist. Aus der Ueber- und 
Unterschrift darf man nicht etwa schliessen, dass es ein Bruch 
stück oder ein Auszug sei. Da steht ja nicht ,aus dem Buche 
über Kirchen- oder Weltgeschichte*; die Worte bedeuten nur, 
wir hätten hier allerlei aus dem, was geschehen sei. Möglich 
ist freilich, dass der Compilator auch frühere Zeiten behandelt 
hat; dann besässen wir nur den Schluss seines Werkes. 
Wegen der hervorragenden Stelle, welche Nisibis in der 
Chronik einnimmt, meint Guidi, dieselbe sei in dessen Nähe, 
in einem der Klöster des Izalä-Gebirges, geschrieben. Ich kann 
das aber nur für eine ihrer Quellen wahrscheinlich finden. Das 
Hauptinteresse nehmen im ganzen Buche die Länder am untern 
Tigris mit Einschluss von Susiana in Anspruch. Der, welcher 
über die Geschicke des Perserreiches berichtet, kennt recht gut, 
1 S. unten S. 46. 
2 S. meine Zusammenstellung ZDMG. 29, 88; Aug. Müller, Islam 1, 361. 
1*
	        
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