Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 128. Band, (Jahrgang 1893)

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IX. Abhandlung: Nöldeke. 
sprung hat. Sie führt die Weltgeschichte 1 von Hormizd IV. 
oder vielmehr von dessen Sturz (590), in freilich nicht sehr 
gleichmässiger Weise und mit Einfügung mancher kirchenge 
schichtlicher Nachrichten, bis zum Zusammenbruch des Reichs. 
Von da an tritt die Profangeschichte fast ganz zurück. Die 
Zeitfolge wird in den letzten Abschnitten viel weniger beachtet, 
ja das Ganze ist da mehr ein Gemenge verschiedenartiger 
Notizen. Grade im Anfang der Schrift erhalten wir aber so 
viel gutes Detail, dass wir sicher sein können, diese Berichte 
seien nicht durch mehrere Generationen hindurch mündlich über 
liefert, sondern, wenn auch nicht gleichzeitig, doch nicht lange 
nachher, geraume Zeit vor dem Abschluss des Buches nieder 
geschrieben worden. Freilich werden manche wichtige Ereig 
nisse dürftig, ungenau oder auch gar nicht behandelt, aber das 
sind solche, die fern im Westen oder doch in solchen Kreisen 
gespielt haben, aus denen die Nestorianer überhaupt keine 
sichere Kunde erhielten. 
Der letzte Verfasser hat also wohl Aufzeichnungen benutzt, 
welche bis zu der genannten Zeit gingen. Vielleicht bildeten 
diese den Schluss eines grösseren historischen Werkes; so würde 
sich der etwas abrupte Anfang erklären. Gewiss enthielt auch 
diese ältere Schrift schon einiges, das sich auf die Kirche bezog; 
ob. aber alles derartige in den betreffenden Theilen des jetzigen 
Buches aus ihr genommen ist, steht dahin. Zu beachten ist, 
dass sich viele kirchengeschichtliche Nachrichten hier und auch 
noch in den späteren Theilen auf Nisibis und dessen Gebiet 
beziehen. Vielleicht hat der Compilator diese aus einer be 
sonderen Quelle bezogen. Von den Ereignissen, die nach den 
ersten Eroberungen der Araber fallen, schweigt er aber fast 
ganz; so sagt er kein Wort von den Bürgerkriegen, die er 
doch vielleicht noch selbst erlebt hat. 
Die Zeit dieses letzten Verfassers bestimmt sich nach 
folgenden Erwägungen. Im Buch wird nicht bloss der Tod 
des Heraklios (641) und der des Patriarchen Märemmeh (646/7), 
sondern auch die Eroberung von Afrika (etwa 670) 2 erwähnt. 
1 Eigentlich sollte man weltliche oder P r o f a n - Geschichte sagen, denn 
der Ausdruck stehtim Gegensatz zur Kirch engeschichte und bezeichnet 
nicht etwa die Universalgeschichte. 
2 S. unten S. 45.
	        
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