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V. Abhandlung: Zingerle.
die Wortstellung der Lesart der cod. rec. und ed. vet. (in
eo tumulto delapso equo) beibehielt. M, welcher hier die Her
stellung erleichterte, hot in eo delapsum tumultu ex equo,
B überliefert nur delapsum equo, zeigt also wie so oft einen
Ausfall. Beachten wir nun aber diese Erscheinungen in den
zwei Hauptvertretern, so muss sich uns wohl die Wortstellung
delapsum in eo tumultu ex equo als die ursprüngliche fast auf
drängen. Nicht nur wird so der Ausfall in B paläographisch
plausibler, sondern auch die unhaltbar gezwungene Wortstellung
in M durch frühen Ausfall und dann Eindringen eines Band
nachtrages an die falsche Stelle des Textes erklärlich — ein
Fall, den ich in den Hilariusstudien so oft in besonders be
zeichnender Weise nachweisen konnte. Ein Zweifel, den auch
Weissenborn in der Anmerkung andeutet, könnte etwa noch
wegen des ex bestehen, welches durch M allein überliefert ist.
Doch scheint, abgesehen von den oben dargestellten Verhält
nissen, die auch diesen Ausfall in B <f> noch unschwer erklären
lassen, der vorwiegende livianische Sprachgebrauch ziemlich
deutlich dafür zu zeugen. Trotz sonstiger Schwankungen linde
ich in meinen Sammlungen labi und dessen Composita gerade
in Verbindung mit equus bei Livius mit ex construirt; vgl. II,
6, 9 ex equis lapsi; X, 36, 4 delapsi ex equis • XXI, 46, 6 multis
labentibus ex equis; XXV, 34, 11 labentem ex equo-, XXVII,
27, 7 prolabentem ex equo-, XXXV, 11, 9 labi ex equis (IX,
22, 7 hat H. J. Müller in der 5. Aull. 1890 nach Indicien man
cher Handschriften nun auch (ex) equo praecipitaret vermuthet).
XXXVII, 38, 1 wird ad Hyrcanium campum in den
Text zu setzen sein. Hertz bezeichnete Hyrcanium st. Hyr-
canum nur als Conjectur Drakenborch’s; nach Alschefski’s Col-
lation steht aber im cod. B selbst hyrcaniü-, in einigen cod. rec.
findet sich hyrcamum und hyrcaneum, was auf dasselbe weist,
und dazu vergleiche man Strab. XIII, 4, 13 xo Tpvtaviov iusSJov.
— Nur nebenbei sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, dass cap.
36, 2 das in neuester Zeit von M. Müller wieder erkannte
und durch den livianischen Sprachgebrauch schön begründete
est pollicitus 1 bereits bei Aldus begegnet.
1 Cf. Liv. ed. Weissenborn — M. Müller, Pars IV, Fase. I, praef. p. III;
Fase. II, p. VIII, dazu II. J. Müller, Jahresber. des Berl. phil. Vereins