Die alten Thraker. I.
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schweren Aufgabe, in die Bergthäler einzudringen und den
Bessen in der ihnen bereits durch die Gerichte und den Militär
dienst geläufig gewordenen, wenn auch zur lingua rustica ent
arteten Sprache Roms die Lehre zu predigen; vgl. Hieronymus
ep. 60 (a. 396) ad Heliodorum: BESSORUM feritas et pelli-
torum turba populorum, qui mortuorum quondam inferiis homines
inniolabant, stridorem suum in dulce crucis fregerunt melos.
Belehrend für die Culturstufe dieses Volkes ist namentlich das
schöne Gedicht, welches der heil. Paulinus von Nola dem Bischöfe
Niketas widmete (a. 398): die BESSI erhalten da folgende
Epitheta: semper a bello indomiti, simul terris animisque duri
et sua nive duriores, more ferarum viventes, latrones, rapaces,
in antris viventes et in inviis montibus et cruentis, aurileguli.
Die Lehre wurde von dem rohen Bergvolke mit Feuereifer
ergriffen. Wir finden seither hessische Mönche in den Klöstern
des west- und oströmischen Reiches. Eine Inschrift aus Vercellae
(C. I. V n° 6733) rühmt dem daselbst (ca. 460) verstorbenen
presbyter Marcellinus nach: is rectis castum gessit sub moribus
aevum, religione pius, BESSORUM in partibus ortus. In der
von Tlieodorus aus Petra (ca. 536) verfassten Lebensbeschreibung
des Mönches Theodosius (f 529) heisst es: ,dieser erbaute am
Ostufer des Jordan nahe dem todten Meere ein Kloster toü
Kou-cXä und darin vier Capellen, eine für die Griechen, s-rspav
Se svGa xara ty;v otzsiav yXwacav fsva? Bsggüv tw üdJaTW lac, euya.c,
äxoSiSconv, die dritte für die Armenier, die vierte für Besessene*
(Acta SS. Ian. I p. 692, a; Symeon Metaphr. ed. Migne vol.
114, p. 505, e). In den Concilacten a. 536 (ed. Hard. II.
p. 1277, Mansi VH p. 987) findet sich ein ’AvBpsa? r\y°6|v.evo<; v?j<;
IJ.ovrjt; tüv Becjgwv unterschrieben. Nach Jo. Moschus (§ 157, Cotelier
Mon. II 425) und der Vita S. Sabae (§ 86, ibid. III 367, Acta SS.
29. Sept. VIII, p. 146) gab es ein katholisches Jordankloster Saißtßa
gwv Beggcjov. Als der Pilger Antoninus von Placentia den Sinai be
suchte, fand er am Fusse des Berges ein Kloster und darin
,tres abbates, scientes linguas, hoc est Latinam (in der Zeile
darunter steht richtiger BESSAM) et Graeeam, Syriacam et
Aegyptiacam, vel multos interpretes singularum linguarum* (Itin.
ed Gildemeister cap. 37). Die thrakische Sprache war damals
längst verschollen; die Bessen sprachen bereits die limba Ru-
manesca; für ihre Pilger gab es selbst am Sinai Dolmetsche.