Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 128. Band, (Jahrgang 1893)

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I. .Abhandlung: Meyer. 
Ein tonloses i oder e wird im Türkischen zu a in der 
Nachbarschaft von dunklen Vocalen; vg'l. z. B. anaytcir: ävoiyiäQi, 
anasun : üvrjoov, cicarun : Cicerone, kumandarici : y.ovj.ievTagLo:, 
malluta : /.nftwvrj, panajir : navryyvgi, camariva : cima arriva. 
Auf diese Weise erklärt sich auch istambol ,Constan- 
tinopef, das zweifellos aus elg %rjv IIoliv entstanden ist; man 
hat thöricliter Weise zur Erklärung des a an ein dorisches 
rav 7c6I.lv anknüpfen wollen. Durch Volksetymologie ist der 
Name in J^\Uo\ islambol ,le foyer de l’islanf (Barbier de 
Meynard I 48) umgedeutet worden. Analog ist istanlcöj 
für ; Kos' = vrjv Kü, woraus das ital. Istanchio entstanden ist • 
am Schlüsse liegt wohl volksetymologische Anlehnung an türkisch 
.Dorf vor. Sonst ist das griechische rty als tin zu er 
kennen, vgl. istindil = Trjvog. Auf das hier besprochene 
Lautgesetz hat schon Korsch im Archiv für slavische Philologie 
VIII 649 hingewiesen. 
Umgekehrt ist a o u neben hellen Vocalen zu i geworden; 
vgl. z. B. islcite: o/.aDL, kalinis: ylaoog, ivatine: äßoözovov, misltet: 
moschetto, pinial: pugnale. Gewiss steht diese so wie die vor 
hergehende Erscheinung im Zusammenhänge mit der Vocal- 
harmonie der Türksprachen, die hier gewissermassen noch in 
ihren letzten Zuckungen wirkt, da von einer gesetzmässig be 
gründeten Einwirkung der Vocalharmonie auf Fremdwörter der 
osmanischen Schriftsprache und der von ihr beeinflussten Volks 
sprache kaum die Rede sein kann. Vgl. Radloff, Phonetik der 
nördlichen Turksprachen 48. 
Auch der Uebergang betonter a und o in e nach soge 
nannten palatalen Vocalen hängt wohl mit der Vocalharmonie 
zusammen. Man vergleiche levreit : laßgani, isterek : mvodyi, 
evlek : aisXccxi, lüfer : Xovcpaqi, sünger : ocpovyyagi, semer : oapdgi, 
fener : cpavagi, Kiler : ■/.ellagi, demet : degäri, dümen : xluovi, 
aber mantar : uavLtdoi, ispanak : a/cavuy.i. Merkwürdig ist liman : 
XiLLeva. 
Von den in das Gebiet der Consonanten gehörenden Er 
scheinungen ist schon öfters auf die Behandlung anlautender 
Doppelconsonanz in Fremdwörtern hingewiesen worden. Vgl. 
z. B. Blau, Bosnisch-türkische Sprachdenkmäler 38ff. Miklo- 
sich, Die slavisclien u. s. w. Elemente im türkischen Sprach 
schatz 24f. In den aus dem Griechischen und Romanischen
	        
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