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I. .Abhandlung: Meyer.
Ein tonloses i oder e wird im Türkischen zu a in der
Nachbarschaft von dunklen Vocalen; vg'l. z. B. anaytcir: ävoiyiäQi,
anasun : üvrjoov, cicarun : Cicerone, kumandarici : y.ovj.ievTagLo:,
malluta : /.nftwvrj, panajir : navryyvgi, camariva : cima arriva.
Auf diese Weise erklärt sich auch istambol ,Constan-
tinopef, das zweifellos aus elg %rjv IIoliv entstanden ist; man
hat thöricliter Weise zur Erklärung des a an ein dorisches
rav 7c6I.lv anknüpfen wollen. Durch Volksetymologie ist der
Name in J^\Uo\ islambol ,le foyer de l’islanf (Barbier de
Meynard I 48) umgedeutet worden. Analog ist istanlcöj
für ; Kos' = vrjv Kü, woraus das ital. Istanchio entstanden ist •
am Schlüsse liegt wohl volksetymologische Anlehnung an türkisch
.Dorf vor. Sonst ist das griechische rty als tin zu er
kennen, vgl. istindil = Trjvog. Auf das hier besprochene
Lautgesetz hat schon Korsch im Archiv für slavische Philologie
VIII 649 hingewiesen.
Umgekehrt ist a o u neben hellen Vocalen zu i geworden;
vgl. z. B. islcite: o/.aDL, kalinis: ylaoog, ivatine: äßoözovov, misltet:
moschetto, pinial: pugnale. Gewiss steht diese so wie die vor
hergehende Erscheinung im Zusammenhänge mit der Vocal-
harmonie der Türksprachen, die hier gewissermassen noch in
ihren letzten Zuckungen wirkt, da von einer gesetzmässig be
gründeten Einwirkung der Vocalharmonie auf Fremdwörter der
osmanischen Schriftsprache und der von ihr beeinflussten Volks
sprache kaum die Rede sein kann. Vgl. Radloff, Phonetik der
nördlichen Turksprachen 48.
Auch der Uebergang betonter a und o in e nach soge
nannten palatalen Vocalen hängt wohl mit der Vocalharmonie
zusammen. Man vergleiche levreit : laßgani, isterek : mvodyi,
evlek : aisXccxi, lüfer : Xovcpaqi, sünger : ocpovyyagi, semer : oapdgi,
fener : cpavagi, Kiler : ■/.ellagi, demet : degäri, dümen : xluovi,
aber mantar : uavLtdoi, ispanak : a/cavuy.i. Merkwürdig ist liman :
XiLLeva.
Von den in das Gebiet der Consonanten gehörenden Er
scheinungen ist schon öfters auf die Behandlung anlautender
Doppelconsonanz in Fremdwörtern hingewiesen worden. Vgl.
z. B. Blau, Bosnisch-türkische Sprachdenkmäler 38ff. Miklo-
sich, Die slavisclien u. s. w. Elemente im türkischen Sprach
schatz 24f. In den aus dem Griechischen und Romanischen