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I. Abhandlung: Meyer.
zu Jahr zunehmende Eindringen occidentalischer Einrichtungen
und Erfindungen in die Türkei hat eine grosse Menge fran
zösischer Worte in das türkische Lexikon eingeführt, meistens
solcher, die in den anderen europäischen Sprachen längst das
Bürgerrecht haben. Die neueren türkischen Wörterbücher, wie
das von Jussuf oder das von Sami-Bej, verzeichnen sie sehr
ausführlich. Ich habe bei den einzelnen Abschnitten meiner
Zusammenstellungen auf sie Rücksicht genommen, auch am
Schlüsse eine bunte Reihe solcher Neologismen gegeben, habe
aber geglaubt, von dem Anstreben einer Vollständigkeit bei
ihnen absehen zu sollen. Dieser Theil der romanischen Elemente
wird erst in hundert oder zweihundert Jahren dem Sprach
forscher und dem Culturhistoriker ein dankbares Forschungs
object bieten.
Eine besondere Stellung unter den romanischen Elementen
des Türkischen nehmen die paar rumänischen Fremdwörter
ein, die sich nachweisen lassen. Sie sind im Principe richtig
von Miklosich in der am Anfänge erwähnten Abhandlung mit
den slavischen und magyarischen Elementen gemeinsam be
handelt worden. Ich habe sie, der Vollständigkeit halber, nicht
ausschliessen wollen. Thatsächlich finden sich bei Miklosich
von rumänischen Wörtern nur drei, nämlich gelate ,Kübelgebühr',
kalarcis ,Eilbote' und masa ,Speisetisch', von denen die beiden
ersten Provinzialismen der Walachei und dem türkischen Schrift
thum fremd sind, das erste zudem deutschen Ursprungs ist.
Ich habe frandzela, kaSer, lundra, tabla hinzugefügt. Es mag
an dieser Stelle erwähnt werden, dass bei einigen türkischen
Wörtern romanischen Ursprungs die Thatsache vorliegt, dass
sie durch slavische Vermittlung den Türken zugeführt worden
sind, z. B. bei ispilata, Sapka und kopuska.
Wenn wir das ganze Gebiet der Entlehnungen, deren
Wege im Vorstehenden in kurzen Umrissen zu zeichnen ver
sucht wurde, überblicken, so beanspruchen ein besonderes Inter
esse diejenigen Wörter, welche, ursprünglich orientalischen Ur
sprungs, in die europäischen Sprachen Eingang gefunden haben
und aus einer derselben in das Türkische aufgenommen worden
sind, also eine Wanderung von Osten nach Westen und eine
Rückwanderung von Westen nach Osten durchgemacht haben.
So stammt das persisch-türkische aus griech. äanaqayog,