Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 128. Band, (Jahrgang 1893)

Dm erzwungene Versprechen und seine Behandlung im deutschen ltechtsleben. 27 
Verschreibung mit dem Beifügen aus: Im Fall ich aber an der 
Zahlung seumig befunden, so verpflichte ich mich bey meinen 
högesten Ehren in Eydesstatt und bey einer Veltgefängnüße, 
inmaßen ich im Felde gegriffen und das zu tliun angelovet, 
daß ich mich von Stunde an ungeseumbt auch ungefürdert 
mit meinen selbst Leibe erheben will, und zu Oskersleve in 
eine Herberge einreiten und will einstellen, leisten und halten 
aldar so lange ein recht Einlager, als einen frommen und Ehr 
liebenden von Adel rühmlich zu thun und wohl anstet und 
auch Gestalt eines Gefangenen, daraus in keine wege zu Tage 
und Nacht nicht zu kohmen. 1 
Hie Aeusserung in dem Rechtsbuch der Distinctionen, 2 
dass nach der Ansicht Mancher das Versprechen, Gefangen 
schaft zu halten, nur für Rittermässige und nicht für Kaufleute 
verbindlich sei, indem jene vermöge ihrer höheren Geburt auch 
mehr halten wollen, dürfte sich auf das Einlager beziehen, 
wozu in der That Leute bürgerlichen Standes nur höchst selten 
sich verpflichteten 3 und das einmal geradezu als ein ritter- 
mässiges Gefängniss bezeichnet wurde. 
Der Fall, in welchem dies geschah, unterscheidet sich 
allerdings in manchem Punkte von einem gewöhnlichen Ein 
lager, namentlich darin, dass der Schuldner sich verpflichtet 
hat, allein und insgeheim an den Ort, der ihm bezeichnet 
werden würde, zu reiten und auch in der Folge seinen Auf 
enthalt zu verschweigen und Niemanden zu verrathen. Wegen 
dieser Eigenthümlichkeiten mag das erhaltene Mahnschreiben 
zum Einritt 4 hier mitgetheilt werden. Nachdem der Gläubiger 
seinen Schuldner im Eingang der Urkunde an sein Versprechen 
• 
1 An dem in der vorigen Note angeführten Orte S. 9. 
2 IV, 41 dist. 5 : Auch sprechen sommeliche lute, daz dy kouflute, dy 
nicht zu dem scliilde sin geborn, keyn gefencknisz halten sullen von 
rechte, daz ist vvor, is sal der geborne und ungeborn keyn gefencknisz 
dulden. Doch heben dy am herschilde eyne vorloysende willekor ores 
adils, daz sy me wullen halden in orer besseren gebort, won dy konf- 
lute; hymete wert der koufman.nicht rechteloz noch erenloz . . wen 
god had den menschen selber noch om gebildet, unde had on mit siner 
marter gelediget eynen also den andern, unde om ist der arme also 
der riche, der gebur also der herre. 
3 Vgl. Friedländer, Das Einlager S. 72 ff. 
4 Vom Jahre 1548, gedruckt bei Amthor, de obstagio 1712, p. 139. 140.
	        
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