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II. Abhandlung: Siegel.
XXXVI § 1 b — unde werdin ime ovir daz huter gesazt, unde
(wirt er) ouch gespannin oder bismidit, 1 unde untrinnit denne,
dar umme ne hat er sine truwe nicht gebrochin. Denn Treue
wurde nur da geschuldet, wo Vertrauen voll geschenkt wurde
und kein Misstrauen sich geltend machte.
Aus dem Feldgefängniss rittermässiger Kriegsgefangener
ist, was zur besseren Beleuchtung desselben beitragen dürfte
und daher an dieser Stelle nachgewiesen werden soll, das Ein
lager im Frieden entstanden, welches seit dem 12. Jahrhundert
vornehme Schuldner ihren Gläubigern zur Sicherung einer
Forderung freiwillig zu versprechen pflegten. Dass die Er
innerung an diesen Ursprung des Einlagers noch im 16. Jahr
hundert nicht ausgestorben war, ergeben zwei Urkunden, in
welchen die Schuldner das Einlager unter der Bezeichnung eines
rechten Feldgefängnisses, wie wenn sie von ihren Gläubigern
oder deren Erben im Felde gefangen worden wären, zusagten.
Heinrich von Holle versprach im Jahre 1535 Mehreren,
die sich zu seinen Gunsten verbürgt hatten: Dartho wyl ik
eine rechte Veltfengniße up ohr Erfordern . ., gelik alße wehre
ek van ohne edder oren Erven in Felde gefangen, wor se mik
heneschen worden, dat were schriftlik edder mündlik in myner
Behusunge ifte gegenwordig in welliker Stedc und Platz, mit
seß Perd und vyff Knechten mit mynes sillves Lyve holden
und lesten: Szo ik uth eyner edder mer Stede gewysett, dar
se myk ingeeschlt (sic!), alsdenne an eynen andern Ortt, Stadt,
Platz edder Dorp, dar man myck hengefordert und de Vengnisse
tho holden lyden kan, und wyl dar ock nicht uth, Dagoß ifte
Nachteß, sondern eyne rechte Veltfengniße, wu einen ci’baren
frommen Manne tostehet, holden ind leesten. 2
Kühne von Bardeleben, Drost zu Neustadt am Roberge,
stellte im Jahre 1544 dem Mathias von Veltheim eine Schuld-
1 Brunswik intrabunt et inde non exibunt, nisi per consensum domini
Imperatoris; sine vinculis tarnen et capitali custodia manebunt verfügte
der 1212 zwischen dem Kaiser Otto und dem Markgrafen von Branden
burg aufgerichtete Vertrag hinsichtlich der zwanzig Eidgesellen des
Letzteren, falls ihm auf die Anklage wegen Treubruchs der Beweis
seiner Unschuld nicht gelingen würde. S. die Urkunde bei Lisch,
Mecklenburgisches Urkundenbuch I, S. 199.
2 Die Urkunde ist mitgetheilt von Neander in Schott’s Juristischem Wochen
blatt 1774, III, S. 8.