ITT. Abh.: J. Müller. Kritische Studien zu Seneca De benof. u. De dem.
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III.
Kritische Studien zu Seneca De beneficiis und
De clementia.
Von
Johann Müller,
corrosp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
1 len Text cler beiden Schriften Senecas, mit denen sich
die folgenden Erörterungen beschäftigen, der sieben Bücher
de beneficiis und der am Ende verstümmelt überlieferten zwei
Bücher de clementia hat M. C. Giertz nach einer neuen Collation
des Codex Nazarianus von R. Kekule einer durchgreifenden
Revision unterzogen in der zu Berlin 1876 erschienenen Aus
gabe mit kritischem Apparat unter dem Texte und kritischen
Anmerkungen im Anhang. Diese Ausgabe bildet heute noch
Ausgang und Grundlage für jeden, der sich mit den bezeichneten
Schriften beschäftigt; denn wenn auch im 2. Capitel der Schrift
0. Rossbachs De Senecae philosophi librorum recensione et
emendatione, Breslau 1888 sehr dankenswerthe Ergänzungen
zu der von Gertz benützten Collation des Nazarianus nachge
tragen sind, so wird doch weder durch die auf Lesearten schon
bekannter Handschriften sich stützende Beweisführung noch
durch die Mittheilungen aus neu aufgefundenen Codices, besonders
dem Reginensis die Ansicht Gertzens von der dominirenden
Bedeutung des Nazarianus erschüttert, so wenig, wie wir das
von dem gleichen Versuche Rossbachs bezüglich des Wertlies
des Codex Ambrosianus für die Dialogi im 1. Theile dieser
kritischen Studien 1 zugeben konnten. 2
1 Sitzungsber. Band CXVIII, S. t.
2 Vgl. W. Gemoll, Wochenschrift für dass. Philologie, 5. Jahrgang 1888.
Nr. 36, S. 1107. M. CI. Gertz, Berliner philologische Wochenschrift,
9. Jahrgang 1889, Nr. 12, S. 875.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXVTI. Bd. 3. Abh. 1