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XI. Abhandlung: Günther.
Allein wie haben wir jetzt den Umstand zu erklären, dass
der Papst schon vor Eintreffen des Gratus in der ersten durch
Alexander beförderten Antwort desselben Erwähnung thut?
Man könnte daran denken, dass irgend jemand von Constan-
tinopel aus schon vor dem 7. September ihm die Nachricht
habe zugehen lassen, dass Gratus nächstens mit genaueren
Informationen nach Rom abgehen werde; allein ein Anderes
liegt näher. In dem Schreiben des Justinian, das Gratus über
bringt (n. 44), heisst es am Ende: ut autem nihil praeter mittatur
propter causam saepius memoratam (d. h. wegen der kirchlichen
Einigung) ad invictissimum regem religionis quoque nego
tium filio vestro v. s. Grato est iniunctum favente domino
nostro Iesu Christo. Wenn man mit dieser Notiz vereinigt, dass
Gratus am 7. September aus Constantinopel abging, aber erst
am 20. December in Rom eintraf, und dass Hormisda in seinem
durch Gratus zurückgesandten Antwortschreiben n. 46 von ihm
sagt: filius praeterea noster v. s. Gratus . . ostendit in se vestrum
allegationis suae maturitate iudicium. cuius mora sensibus
vestris eo referente melius asseretur, und ihn so also vor dem
Vorwurf bewahrt wissen will, als ob der ungewöhnlich lange
Verzug an dem Boten liege, so wird es einigermassen wahr
scheinlich, dass der Aufenthalt durch den Besuch hervorgerufen
ist, den Gratus bei Theoderich abzustatten hatte. Wurde er
hier über Erwarten lange zurückgehalten, so konnte die Kunde
von seiner Ankunft in Italien schon lange nach Rom gedrungen
sein, während er selbst noch immer am Hofe des invictissimus
rex verweilte.
Wir haben demnach den ersten Brief des Hormisda an
Justin (n. 45) nicht mit Baronius, Thiel, Langen, Jaffe nach,
sondern beträchtliche Zeit vor den 20. December, etwa in die
Mitte des October zu setzen, eine Zeit, zu der Gratus bereits
gut in Italien angekommen sein konnte.
Wie wir gesehen, hatten Justin und der Bischof Johannes
von Constantinopel in ihren durch Gratus am 20. December
518 überreichten Schreiben um Sendung einer päpstlichen Ge-
doppelt habt, schon damals u. s. w.‘ An der Verbindung sui merito
wird für diese Zeit Keiner Anstoss nehmen. Parallelen dafür gibt es
mehr denn genug.