Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 126. Band, (Jahrgang 1892)

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XI. Abhandlung: Günther. 
Allein wie haben wir jetzt den Umstand zu erklären, dass 
der Papst schon vor Eintreffen des Gratus in der ersten durch 
Alexander beförderten Antwort desselben Erwähnung thut? 
Man könnte daran denken, dass irgend jemand von Constan- 
tinopel aus schon vor dem 7. September ihm die Nachricht 
habe zugehen lassen, dass Gratus nächstens mit genaueren 
Informationen nach Rom abgehen werde; allein ein Anderes 
liegt näher. In dem Schreiben des Justinian, das Gratus über 
bringt (n. 44), heisst es am Ende: ut autem nihil praeter mittatur 
propter causam saepius memoratam (d. h. wegen der kirchlichen 
Einigung) ad invictissimum regem religionis quoque nego 
tium filio vestro v. s. Grato est iniunctum favente domino 
nostro Iesu Christo. Wenn man mit dieser Notiz vereinigt, dass 
Gratus am 7. September aus Constantinopel abging, aber erst 
am 20. December in Rom eintraf, und dass Hormisda in seinem 
durch Gratus zurückgesandten Antwortschreiben n. 46 von ihm 
sagt: filius praeterea noster v. s. Gratus . . ostendit in se vestrum 
allegationis suae maturitate iudicium. cuius mora sensibus 
vestris eo referente melius asseretur, und ihn so also vor dem 
Vorwurf bewahrt wissen will, als ob der ungewöhnlich lange 
Verzug an dem Boten liege, so wird es einigermassen wahr 
scheinlich, dass der Aufenthalt durch den Besuch hervorgerufen 
ist, den Gratus bei Theoderich abzustatten hatte. Wurde er 
hier über Erwarten lange zurückgehalten, so konnte die Kunde 
von seiner Ankunft in Italien schon lange nach Rom gedrungen 
sein, während er selbst noch immer am Hofe des invictissimus 
rex verweilte. 
Wir haben demnach den ersten Brief des Hormisda an 
Justin (n. 45) nicht mit Baronius, Thiel, Langen, Jaffe nach, 
sondern beträchtliche Zeit vor den 20. December, etwa in die 
Mitte des October zu setzen, eine Zeit, zu der Gratus bereits 
gut in Italien angekommen sein konnte. 
Wie wir gesehen, hatten Justin und der Bischof Johannes 
von Constantinopel in ihren durch Gratus am 20. December 
518 überreichten Schreiben um Sendung einer päpstlichen Ge- 
doppelt habt, schon damals u. s. w.‘ An der Verbindung sui merito 
wird für diese Zeit Keiner Anstoss nehmen. Parallelen dafür gibt es 
mehr denn genug.
	        
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